Immerhin Aufstellfahnen haben sie schon produzieren lassen. «Project ‹Swiss Skies›» steht darauf. Ansonsten haben die vier Männer, die Swiss Skies gründeten, an der Pressekonferenz heute Morgen in Basel wenig vorzuzeigen. Kein Design, keine Karte mit dem Streckennetz, nicht mal ein Modellflugzeug haben sie mitgebracht. Warum auch? «Es ist erst ein Projekt, noch keine Fluglinie», sagt Armin Bovensiepen (46), einer der Gründer.
Darum geht es: Seit Montag hält Swiss Skies die Schweizer Luftfahrt in Atem. Während rundherum Airlines pleitegehen, soll hier eine Billig-Langstrecken-Airline mit Heimflughafen Basel-Mulhouse entstehen, die um ein Drittel billigere Billette als die Konkurrenz anbietet. Die vollmundige Ankündigung am Mittwoch: Man wolle in fünf Jahren mit 38 Flugzeugen 45 Destinationen anfliegen und 1900 Mitarbeiter beschäftigen. Das wäre ein Viertel der Belegschaft der Swiss und die Hälfte der Maschinen. Soll das ein Witz sein?
Einige Fragen beantwortet
Nein, die Männer meinen es ernst, wie sie heute bekräftigten. Neben dem Deutschen Bovensiepen sind es der Schweiz-Brasilianer Alvaro Oliveira (51), der Belgier Harald Vogels (48) und der Franzose Philippe Blaise (60). Ausser Bovensiepen wohnen sie alle in der Schweiz. Seit zwei Jahren arbeiten sie am Projekt und stehen mittlerweile einem Projektteam von total zwölf Personen vor.
Die grossen Fragen, die nach der Kommunikation der Megapläne im Raum standen, haben die vier Gesichter von Swiss Skies heute zumindest teilweise aus der Welt geschafft. Wie wollen sie zu den vielen mittelgrossen A321-Neo-Flugzeugen kommen, die sie für den Betrieb unbedingt brauchen? Oliveira: «Wir sind mit vielen Leasingfirmen in Kontakt.» Wo wollen sie die 100 Millionen zusammenkratzen, die sie brauchen, um bloss ein erstes Mal abzuheben? «Die Investorentagung am Donnerstag lief gut», sagt Bovensiepen – ohne zu sagen, wie viel Geld schon beisammen ist.
Und wartet überhaupt jemand auf eine Airline wie ihre? Und erst noch an einem Regionalflughafen wie Basel? «Und wie! Weil sie ständig umsteigen müssen, verbringen viele Menschen zu viel Zeit im Flugzeug», pariert Bovensiepen. «Wir dagegen bieten Direktflüge zwischen kleineren Flughäfen an, die ebenfalls ein respektables Einzugsgebiet haben – eben zum Beispiel zwischen Basel und dem amerikanischen Cincinnati.»
Schon Crew-Uniform bestimmt
Neben den beiden Pharma-Standorten wollten die Gründer keine weiteren Destinationen bekannt geben. Überhaupt sparten sie mit zusätzlichen Informationen zum Geschäftsmodell. «Wir haben zwar schon eine Präsentation, diese zeigen wir aber bloss den Investoren», erklärt Blaise. Und warum nicht der Öffentlichkeit? Das ist nicht zu erfahren. Wie BLICK erfahren hat, soll intern schon enorm viel bekannt sein – sogar schon, wie die Crew-Uniform dereinst aussehen soll.
Thomas Jaeger (35), CEO der Beratungsfirma Ch-Aviation, ist skeptisch: «Dass man nach zwei Jahren Aufbauarbeit zu den Medien gegangen ist, deutet darauf hin, dass man auf andere Weise noch nicht genügend Investoren gefunden hat.» Er sei darob nicht überrascht. Denn es gebe mit der dänischen Primera Air und der norwegischen Norwegian schon zwei Airlines, die mit mittelgrossen Maschinen über den Atlantik fliegen – beide mit mässigem finanziellen Erfolg. «Es ist enorm schwierig, mit diesem Geschäftsmodell Geld zu verdienen.»