Sharoo-Chefin Carmen Spielmann (28) über Carsharing per Handy
«In zwei Jahren wollen wir 10'000 Autos haben»

Sharoo hat eine 28-Jährige als Chefin, die Migros im Rücken und den wachsenden Carsharing-Markt im Visier.
Publiziert: 13.03.2016 um 19:08 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:22 Uhr
Carmen Spielmann (28) wurde mit 27 CEO von Sharoo.
Foto: Philippe Rossier
1/2
Moritz Kaufmann, Ulrich Rotzinger (Text) und Philippe Rossier (Foto)

Rund 4,4 Millionen Personenwagen gibt es in der Schweiz. Meistens stehen sie in der Garage oder auf dem Parkplatz. Daraus will die Carsharing-Plattform Sharoo ein Geschäft machen. Per Internet bringt sie Menschen zusammen, die ein Auto besitzen, es aber gerade nicht brauchen. Und Personen, die keines haben, aber eines benötigen.

Anders als Carsharing-Pionier Mobility besitzt Sharoo keine eigenen Fahrzeuge. Die Internet-Plattform – seit Mai 2014 am Start – ist darauf angewiesen, dass Privatpersonen bereit sind, ihren Wagen an Wildfremde zu vermieten.

«Anfangs dachten wir, dass es schwierig wird, die Schweizer dazu zu bringen», sagt Sharoo-Chefin Carmen Spielmann (28).

Heute verfügt sie landesweit über ein Netz von 860 Autos, darunter exklusive Marken wie Hummer, Tesla oder Porsche. Über 4000 Autobesitzer haben sich angemeldet. International ist das Jungunternehmen auch schon aufgefallen: die Beratungsfirma Frost & Sullivan sprach Sharoo kürzlich die Auszeichnung «Klassenbester in Europa» zu. 

Jetzt will das Unternehmen Gas geben: «2018 wollen wir 10'000 Autos im Angebot haben», sagt Spielmann. Mobility – selbst an Sharoo beteiligt – hat 2900. Den Preis legt der Autobesitzer fest, Sharoo kassiert zwischen 15 und 30 Prozent. «Einige Vermieter nehmen zwischen 500 und 1000 Franken pro Monat ein», weiss Spielmann. Vielen gehe es aber nicht ums Geldverdienen, «sondern darum, kein Geld zu verschwenden».

Smartphone statt Autoschlüssel

Schlüssel oder Magnetkarten sind überflüssig – der Mieter braucht nur ein Bluetooth-fähiges Handy, Sharoo übernimmt den Einbau der notwendigen Technik. Die Autos sind für die Fahrt bei Mobiliar versichert, aber Unfälle sind selten. Bei 13'500 Vermietungen gab es bisher 28 Schadensfälle: «Mieter und Vermieter bewerten sich gegenseitig. Das ist eine Art soziale Kontrolle.»

Spielmann repräsentiert ihre Zielgruppe: jung, flexibel, ohne eigenes Auto. Mit 27 wurde sie CEO bei Sharoo. Eine Blitzkarriere! Als sie die Matur machte, wollte sie Geld fürs Fallschirmspringen verdienen – ihre grosse Leidenschaft. Statt eines Studiums suchte sie einen Job. Sie übernahm schnell Verantwortung bei der Zürcher Kantonalbank, landete bei der Migros und leitete Projekte. «Ich hatte immer Menschen, die sich für mich einsetzten. Auch, als jemand fragte, warum ich kein Studium habe.»

Migros macht 1,6 Milliarden mit Digitalisierung

In Sharoo stecke «ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag», sagt sie. SonntagsBlick weiss: 15 bis 20 Millionen. Investoren sind neben Mobility auch der Versicherer Mobiliar und Autoimporteur Amag. Mehrheitsaktionärin ist die Migros, aus der Sharoo hervorgegangen ist. Die Detailhändlerin forciert das Digitalgeschäft.

«Die Migros ist im Online-Handel in der Schweiz führend. Wir erzielen über 1,6 Milliarden Franken Online-Umsatz», sagt Dieter Berninghaus (50), Leiter Handel bei der Migros. Dies sei aber noch nicht zufriedenstellend: «Die Digitalisierung verändert den gesamten Detailhandel.»

2018 wird sich zeigen, ob die Rechnung aufgeht. Dann will Sharoo 150'000 registrierte Nutzer vorweisen und schwarze Zahlen schreiben. Ehrgeizige Ziele für ein 19-köpfiges Team, in dem nur zwei Mitglieder älter sind als 35. Spielmann lächelt: «Trotzdem sind wir nicht ‹Jugend forscht›. Wir wissen, was wir tun.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.