Die Schweizer Schweine- und Kälbermäster sind stinksauer. Bis Ende 2019 wird das Naturafarm-Label bei den Kälbern eingestellt. Zudem soll die Menge der Coop-Naturafarm-Schweine um 30 Prozent reduziert werden, also deutlich mehr als die einst angekündigten 13 Prozent.
Coop-Sprecher Urs Meier begründet den Entscheid in der Zeitung «Schweizer Bauer» mit dem sinkenden Kalb- und Schweinefleischkonsum und sieht das Problem im grossen Labelfleisch-Angebot und der Nachfrage, die sich schwächer entwickelt habe als erwartet.
Das ärgert Samuel Graber. Viele Kälbermäster hätten erst vor kurzem in neue Ställe investiert, sodass die Tiere an die frische Luft könnten, sagt der Präsident des Schweizer Kälbermäster-Verbands im Gespräch mit SRF: «Die Ställe sind gebaut worden, um die sehr strengen Vorschriften von Coop Naturafarm zu erfüllen. Und jetzt auf einmal bekommen die Bauern einen Schlag ins Gesicht, und man sagt ihnen, dass diese Produktion aufgegeben werden soll.»
Hartes Brot für Kälbermäster
Für viele Züchter heisst das, dass sie in Zukunft keine Entschädigung mehr für die tierfreundliche Haltung bekommen, also für Auslauf und mehr Platz. Falls sie Coop überhaupt noch Fleisch liefern können. Das könnte so manchen Kälbermäster in finanzielle Schwierigkeiten bringen, glaubt Graber.
Noch heftiger trifft es die Naturafarm-Schweinefleisch-Produzenten. «Es geht hier um rund acht Millionen Franken Ertrag allein bei den Naturafarm-Produzenten», sagt Suisseporcs-Präsident Meinrad Pfister gegenüber dem «Schweizer Bauer». Er ist alles andere als begeistert von dieser Entscheidung von Coop. «Nun stellen wir die partnerschaftliche Zusammenarbeit infrage», so Pfister weiter. So wird bei den Coop-Naturafarm-Schweinen nicht nur die Abnahmemenge reduziert, sondern auch die Prämie für die Mäster.
«Rückschritt für das Tierwohl»
Für den Schweizer Bauernverband (SBV), Suisseporcs und den Schweizer Kälbermäster-Verband sind diese Pläne unverständlich. Sie protestieren in einer Mitteilung heftig und sprechen von einem Kahlschlag: «Das ist ein Rückschritt für das Tierwohl in der Schweizer Landwirtschaft und ein sehr grosses Problem für die Bauernfamilien, die entsprechende Investitionen getätigt haben.»
Es sei die zweite Hiobsbotschaft, nachdem bereits die Migros ab 2019 keine Prämie für die Auslaufhaltung von Schlachtkälbern mehr bezahle. Die Produzenten fordern von den Detailhändlern, auf die «unverständlichen» Entscheide zurückzukommen. (zas)