Schnelle Suche nach ewiger Liebe
So verändert das Internet Sex, Flirten, Beziehungen

Die Digitalisierung prägt nicht nur unsere Arbeit. Apps, Gadgets und Online-Plattformen haben auch enormen Einfluss darauf, wie wir Liebe, Sexualität und Beziehungen leben.
Publiziert: 18.10.2017 um 23:45 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:28 Uhr
1/5
Heisse Liebe dank kühler Technik.
Foto: Illustration: Igor Kravarik
Vinzenz Greiner

Meist schaut Andrea* (34) verschämt, wenn man sie fragt, wo sie denn ihren Martin* (38) kennengelernt habe. «Auf Tinder», sagt sie dann mit einem schuldbewussten Lächeln. Martins Eltern glauben immer noch, dass sich die beiden nicht über die Handy-App, sondern im Ausgang kennengelernt haben.

Teils gelten Dating-Apps und Online-Partnerbörsen noch als Resterampe für Unvermittelbare. Und als Treffpunkt für jene, die nicht zu zweit einen Kinderwagen, sondern nur eine schnelle Nummer schieben wollen. «Tinder hat den Ruf, eine oberflächliche App zu sein, bei der es zu viel um Fleischbeschau und zu wenig um Persönlichkeit geht», erklärt Caroline Fux. Viele fragen die Psychologin und BLICK-Sexberaterin zum Thema Liebe und Internet. Einige beschwerten sich über die Unverbindlichkeit, die zum Online-Dating zu gehören scheine, sagt Fux.

Digitalität kann Distanz schaffen

Das hängt vielleicht auch mit einer digitalen Distanz zusammen, von der die Psychologin spricht. Die verändert, wie wir flirten: «Das macht die meisten mutiger, direkter oder verspielter.»

1/5
Lovoo: Auch bei Lovoo zeigt man durch Wischen, ob jemand gefällt. Es gibt aber grosse Unterschiede zu Tinder: Man muss die App nicht mit Facebook verbinden, dafür aber Körpergrösse und Figur angeben. Chatten geht auch ohne «Match». Lovoo arbeitet mit GPS- Signal. Ein Rader zeigt Flirtwillige in der Nähe an.
Foto: Lovoo

Tinder wurde so zur wohl erfolgreichsten aller Dating-Apps (siehe Box). Andrea und Martin sind einer von über 20 Milliarden «Matches» – so nennt Tinder einen Treffer. Der kommt zustande, wenn zwei Menschen das Foto des anderen auf dem Handy-Display mit dem Finger nach rechts wischen. Nur wenn beide so den anderen als attraktiv markieren, können sie miteinander chatten. Wie Martin und Andrea.

Armbänder geben Streicheleinheiten und verschicken Herzklopfen

Sie haben nur einen der vielen neuen Wege beschritten, dem Liebesglück und Sexleben auf die Sprünge zu helfen. Baten die alten Römer noch Liebesgott Amor um einen Gefallen oder liess man sich später von der Kräuter-Hexe Liebestränke brauen, sind heute digitale Technologien en vogue.

Die Digitalisierung hilft nicht nur Pärchen: ein smarter Dildo, den man mit einer App bedienen kann.
Foto: Zvg/Screenshot

Wer keinen Sexualpartner hat, kann sich etwa an künstlich-intelligente Sex-Puppen wenden oder einen smarten Vibrator bemühen. Mithilfe der Digitalisierung überbrücken wir nicht nur Lustlöcher, sondern Distanzen. Das hilft Paaren in Fernbeziehungen, die den anderen in Video-Chats sehen oder seine Stimme in Sprachnachrichten hören können. Neue Geräte simulieren das Gefühl, Händchen zu halten (siehe Box). Tech-Armbänder können Streicheleinheiten oder das eigene Herzklopfen auf einen entfernten Lautsprecher übertragen.

«Es wird immer um die Chemie gehen»

Um eine Beziehung zu finden, suchen immer mehr Menschen im Internet. 15 Prozent der erwachsenen Amerikaner haben schon eine App wie Tinder oder Online-Partnerbörsen wie Parship oder Elitepartner genutzt. Dort füllt man umfangreiche Fragebögen aus. Algorithmen scannen diese und bringen so die Menschen zusammen.

Das klappt: Laut einer Studie der Uni Zürich sind Paare, die sich über eine Online-Vermittlung gefunden haben, zufriedener als andere. Irgendwann könnte ein Algorithmus besser wissen, wer theoretisch zu uns passt als wir selbst, sagt Fux.

Liebe also bald komplett digital? «Es wird immer auch um die Chemie, also darum gehen, ob man in der analogen Welt kompatibel ist», entwarnt Fux. Andrea und Martin sind es – und schon drei Jahre ein Paar.

* Namen der Redaktion bekannt

Am Anfang war Instagram

Vor genau einem Jahr machten die ehemalige Miss Schweiz Dominique Rinderknecht (28) und das Model Tamy Glauser (32) ihre Liebe zueinander öffentlich. Da sprachen sie noch von «wir sind es bitzeli verliebt». Mittlerweile zweifelt niemand mehr an der Ernsthaftigkeit ihrer Beziehung. Und sie beide sagen: «Wir lieben uns.»

Noch vor dem Kribbeln im Bauch und dem ersten Augenblick fand ihr erster Kontakt mit ein paar Klicks im Internet statt. «Ich habe Tamy auf Instagram geschrieben», sagt die Zürcher Moderatorin Rinderknecht und erzählt, welche Worte sie ihr hinterliess: «Hey, ich finde dich eine coole Frau.» Tamy, die in Paris lebt, hat ihr geantwortet. «Und ich wollte von ihr wissen, ob sie mit mir flirtet.»

Verliebt hätten sie sich kurz danach an einem Event in Zürich, an dem sie sich zufällig trafen. | Flavia Schlittler

Vor genau einem Jahr machten die ehemalige Miss Schweiz Dominique Rinderknecht (28) und das Model Tamy Glauser (32) ihre Liebe zueinander öffentlich. Da sprachen sie noch von «wir sind es bitzeli verliebt». Mittlerweile zweifelt niemand mehr an der Ernsthaftigkeit ihrer Beziehung. Und sie beide sagen: «Wir lieben uns.»

Noch vor dem Kribbeln im Bauch und dem ersten Augenblick fand ihr erster Kontakt mit ein paar Klicks im Internet statt. «Ich habe Tamy auf Instagram geschrieben», sagt die Zürcher Moderatorin Rinderknecht und erzählt, welche Worte sie ihr hinterliess: «Hey, ich finde dich eine coole Frau.» Tamy, die in Paris lebt, hat ihr geantwortet. «Und ich wollte von ihr wissen, ob sie mit mir flirtet.»

Verliebt hätten sie sich kurz danach an einem Event in Zürich, an dem sie sich zufällig trafen. | Flavia Schlittler

Händchen halten auf Distanz

Fernbeziehungen haben mehrere Haken. Einer davon: Man kann nicht Händchen halten. Die Firma Frebble schafft dem Abhilfe.

Sie hat ein Gerät entwickelt, das man umfassen kann, wie eine andere Hand. Es hat auch weiche Stellen. Drückt man die, wird dies auf ein anderes Frebble-Gerät übertragen, egal wie weit entfernt.

Dazu müssen beide Ersatz-Hände nur über eine App mit dem Internet verbunden sein. | Vinzenz Greiner

Fernbeziehungen haben mehrere Haken. Einer davon: Man kann nicht Händchen halten. Die Firma Frebble schafft dem Abhilfe.

Sie hat ein Gerät entwickelt, das man umfassen kann, wie eine andere Hand. Es hat auch weiche Stellen. Drückt man die, wird dies auf ein anderes Frebble-Gerät übertragen, egal wie weit entfernt.

Dazu müssen beide Ersatz-Hände nur über eine App mit dem Internet verbunden sein. | Vinzenz Greiner

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.