Schluss mit steuerfrei
Kurtaxen auch für Airbnb-Kunden

Mehrere Kantone verhandeln mit Airbnb über das automatisierte Inkasso von Beherbergungstaxen. In Basel und Luzern steht eine Einigung mit der Online-Buchungsplattform kurz zuvor.
Publiziert: 06.01.2018 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:06 Uhr
Wer in Basel übernachtet, muss bald auch dann Gasttaxen bezahlen, wenn er in einer Airbnb-Privatwohnung schläft.
Foto: STEFAN BOHRER
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Thomas Schlittler

Airbnb feiert 2018 sein zehnjähriges Bestehen. Es ist beeindruckend, wie gross die Onlinebuchungsplattform in dieser Zeit geworden ist: Alleine in der Schweiz werden aktuell 26'000 Unterkünfte angeboten. 2016 verzeichnete Airbnb hierzulande fast 450'000 Gästeankünfte.

Doch die Buchungsplattform steht in der Kritik, seit sie gegründet wurde. Der Grund: Auf Airbnb bieten nicht nur Hotels und professionelle Ferienhausvermieter ihre Zimmer und Wohnungen an, sondern auch Privatpersonen. Und diese scheren sich oft nicht um die Regeln, an die sich die professionellen Anbieter halten müssen.

Ein Dorn im Auge ist dem Schweizer Gastgewerbe vor allem, dass die private Konkurrenz oft keine Beherbergungstaxen einzieht und dadurch – via Onlineinserat auf Airbnb – tiefere Preise offerieren kann.

200000 bis 300000 Franken

Dieser Kritikpunkt dürfte sich jedoch vielerorts bald in Luft auflösen. Denn Airbnb will mithelfen, die ortsüblichen Beherbergungs- und Tourismusabgaben automatisch einzukassieren. Bis jetzt gibt es im deutschsprachigen Raum erst mit der Stadt Dortmund und dem Kanton Zug entsprechende Vereinbarungen. Das soll sich dieses Jahr ändern. Airbnb-Sprecherin Isabelle Klot: «Wir sind in konstruktiven Gesprächen mit einigen Kantonen bezüglich einer Vereinbarung zur Beherbergungsabgabe.»

Um welche Kantone es sich handelt, sagt Airbnb nicht. Die Behörden selbst sind auskunftsfreudiger. Auf Anfrage von SonntagsBlick bestätigen die Kantone Basel-Stadt, Bern, Genf, Luzern, Tessin und Wallis, dass sie mit Airbnb Gespräche führen.

Am weitesten fortgeschritten sind die Verhandlungen in Basel-Stadt: «Die Vereinbarung mit Airbnb ist praktisch unter Dach und Fach. Wir gehen davon aus, dass sie im ersten Quartal 2018 unterzeichnet wird», sagt Samuel Hess vom Amt für Wirtschaft und Arbeit. Die Regierung erhofft sich durch das automatische Gasttaxen-Inkasso von Airbnb zusätzliche Einnahmen von 200'000 bis 300'000 Franken.

In Luzern feilscht eine Arbeitsgruppe aus Stadt, Kanton und Tourismusverband um einen Deal mit Airbnb. «Die Verhandlungen laufen konstruktiv und lösungsorientiert», sagt Tourismusdirektor Marcel Perren. Das Ziel sei, dass die Verhandlungen bis spätestens im Herbst 2018 abgeschlossen seien. Angestrebt wird eine Lösung für alle 83 Gemeinden im Kanton.

Walliser Taxen-Wirrwarr

Eine Lösung für alle – das ist die grosse Schwierigkeit. Exemplarisch zeigt sich das im Wallis, dem Kanton mit den meisten Airbnb-Betten. Werner Zenhäusern von der Walliser Dienststelle für Wirtschaftsentwicklung sagt: «Die Tourismustaxen werden auf kommunaler Ebene erhoben. Und da die Ansätze in den verschiedenen Gemeinden stark variieren, ist es eine Herausforderung, eine für alle Partner zufriedenstellende Lösung zu finden.» Er könne deshalb noch nicht abschätzen, wann eine definitive Lösung für das Wallis stehe.

Klar ist aber: Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, bis Airbnb-Kunden flächendeckend die gleichen Tourismusabgaben bezahlen müssen wie Hotelgäste.

Ganz aus der Schusslinie wird Airbnb aber auch dann noch nicht sein, wenn sie schweizweit für das Inkasso der Beherbergungstaxen sorgen. Denn die Hoteliers fordern unter anderem auch, dass die privaten Vermieter auf Airbnb dieselben Sicherheits- und Feuervorschriften einhalten müssen wie sie.

Radikalster Vorschlag kommt aus Genf

Jutta Ulrich von Tessin Tourismus sagt: «Unser Ziel ist es, den Sektor zu regulieren, um einen unfairen Wettbewerb mit professionell geführten Unterkünften wie Hotels zu vermeiden. Dabei möchten wir uns nicht auf das Inkasso von Kurtaxen und Tourismusabgaben beschränken.»

Der radikalste Regulierungsvorschlag kommt jedoch aus Genf. Sprecherin Emmanuelle Lo Verso teilt mit: «Der Kanton möchte die Anzahl der Miettage von Immobi­lien begrenzen, damit Objekte nicht dem angespannten Wohnungsmarkt entzogen werden.»

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