René Handschin (60) hat eine klassische Airline-Karriere hingelegt: Ausbildung in einem Reisebüro, danach jahrzehntelange Tätigkeit bei Lufthansa in unterschiedlichen Funktionen an den Flughäfen Zürich und Basel. Erst am Ticketschalter, später als Stationsleiter. «Im Zuge der Konsolidierung in der Luftfahrtbranche verlor ich meinen Job», erzählt Handschin.
Er fand eine Tätigkeit in einer anderen Branche, war sieben Jahre lang im Sicherheits- und Facility-Management tätig. Nur, um im Zuge einer Reorganisation erneut unter die Räder zu kommen. Das war im Oktober 2022. «Seither habe ich bestimmt 100 Bewerbungen verschickt», sagt Handschin. Es hagelt Absagen. Wenn überhaupt. «Ich würde mir schon wünschen, dass ich von den Arbeitgebern überhaupt etwas höre.» Schuld ist sein Alter, ist Handschin überzeugt. In wenigen Tagen wird er 61 Jahre alt – und gehört für viele Arbeitgeber damit zum alten Eisen.
Vorgeschobene Begründungen
Die Statistiken geben ihm recht: Der Arbeitsmarkt normalisiert sich, nach Jahren der Personalnot kommt es wieder vermehrt zu Entlassungswellen – und davon sind überdurchschnittlich häufig ältere Arbeitnehmende betroffen. «Ich glaube nicht mehr an den Fachkräftemangel», sagt Handschin konsterniert.
Als er im Oktober 2022 seinen Job im Bereich Empfang und Sicherheit verlor, war er erst hoffnungsvoll. «Die Pandemie ging zu Ende und überall war die Rede vom Fachkräftemangel», erinnert er sich. «Ich dachte: Das ist meine Chance, wieder in den Luftverkehr einzusteigen!»
Er ist fasziniert von der Branche, die Fliegerei ist seine grosse Leidenschaft. Gelungen ist es ihm der Wiedereinstieg bislang nicht. 28 Jahre Erfahrung in der Aviatik bringt er mit. «Wenn Arbeitgeber mir sagen, ich erfülle das Anforderungsprofil nicht, ist das vorgeschoben», ist er überzeugt.
Damoklesschwert Aussteuerung
Handschin ist in der Region Basel zu Hause. Jüngst kassierte er eine Absage aus Bern, mit der Begründung, der Arbeitsweg sei zu lang. «Dabei kann ich das doch selber entscheiden!», findet Handschin. Er bewirbt sich auch in Zürich, Graubünden – in der gesamten Schweiz. «Ich kann pendeln, umziehen oder eine Lösung als Wochenaufenthalter suchen.»
Hauptsache arbeiten. Denn die erfolglose Stellensuche nagt am Selbstwert. «Es sorgt für Frustration, Enttäuschung und Perspektivlosigkeit», sagt Handschin. Und die Aussteuerung hängt wie ein Damoklesschwert über ihm. Bis Ende Oktober bleibt Zeit. «Ich habe noch Hoffnung», hält Handschin fest. «Neben der Luftfahrt kann ich mir auch eine Tätigkeit im Tourismus, der Logistik, dem Bahnbetrieb oder der Spedition gut vorstellen.»