Glühweinduft hängt in jedem Winkel, zwischen Ständen mit Raclette und Schnitzereien drängen sich Jung und Alt: Schweizer Weihnachtsmärkte sind der Hit. Schon heute gibt es rund 400 – und es werden immer mehr. Vor allem Fondue-Hüsli, Glühweinstände und weitere kulinarische Angebote schiessen wie Pilze aus dem Boden. Sibylle Gerardi, Leiterin Unternehmenskommunikation von Luzern Tourismus: «Die Kulinarik ist ein Trend im Tourismus. Das gilt auch für die Adventszeit.»
Bester Beweis ist das Weihnachtsdorf auf dem Zürcher Sechseläutenplatz mit seinen Spezialitäten aus aller Welt. Oder der gerade – von einem Sternekoch und einem Gastrounternehmer – erstmals eröffnete Berner Sternenmarkt.
Seit der Markt im Zürcher Hauptbahnhof vor 25 Jahren den Anfang machte, beobachtet auch Heinz Keller von Schweiz Tourismus die Entwicklung: «Die Märkte haben einen immer stärkeren Eventcharakter – die neuen Angebote sind so etwas wie die Adventsversion der Food-Festivals.» Mittlerweile gibt es alles – vom traditionellen Märit mit handgemachten Produkten bis hin zur hippen Christmas Mall mit Partystimmung. Das riesige Angebot zieht entsprechend viele Leute an, das bestätigen Touristiker aus Basel, Bern, Biel BE, Zürich, dem Wallis und aus Luzern.
Die Hotelerie profitiert
Am Vierwaldstättersee vermarktet man die weihnachtlichen Freizeitangebote aufgrund der grossen Nachfrage nun intensiver. Das zahlt sich aus: Luzerner Hotels verbuchten während der letzten fünf Jahre fast 20 Prozent mehr Dezember-Übernachtungen, vor allem dank auswärtiger Gäste. Schliefen 2013 noch 78409 Personen in örtlichen Unterkünften, waren es 2017 schon 93285.
Auch in Basel profitiert die ganze Stadt. Zog der Weihnachtsrummel vor wenigen Jahren noch 600'000 Besucher an, waren es 2017 schon 900'000. Darum klingelt es auch in Basler Hotelkassen: Laut Statistik stiegen die Übernachtungszahlen im Dezember von 40'000 auf über 100'000.
Auch sonst kurbeln Weihnachtsfans die städtische Wirtschaft an: «Besucher geben auf dem Weihnachtsmarkt im Durchschnitt 90 Franken aus. Hinzu kommen Ausgaben in der Höhe von 58 Franken für den Detailhandel und 46 Franken für Gastronomie», sagt Sabine Horvath, Leiterin Standortmarketing beim Stadtkanton. Wer den Marktbesuch mit einer Hotelübernachtung verbindet, gibt weitere rund 800 Franken aus. Kein Wunder, investiert die Stadt nun rund 100000 Franken in Besucherführung und Werbung. Auch in Bern möchte man den Erfolg intensiver ausschöpfen.
Gegentrend: Stiller Advent
Experte Heinz Keller sieht aber Grenzen des Booms: «Findet man auf jedem dritten Markt die gleichen Artikel, nimmt der Reiz ab.» Es gebe bereits einen starken Gegentrend in Form eines stillen Advents: «Wir haben vermehrt Anfragen für kleine Märkte mit schönem Ambiente oder ruhige Adventsausflüge.»
Dazu passt, dass immer mehr besinnliche Fackel- und Krippenwege durch Wälder und Dörfer angeboten werden. Für all jene, die um Glühweindunst und Marktgetümmel lieber einen Bogen machen.