Bei seiner Suche nach einem Standort für ein grosses europäisches Werk hat der amerikanische Elektroautobauer Tesla laut einem Bericht auch Rheinland-Pfalz oder das Saarland im Blick. Der US-Konzern habe in Deutschland entsprechende Gespräche mit zwei Bundesländern über eine «Giga-Fabrik» zum Bau von E-Autos und Batterien unter einem Dach geführt, berichtete die Wirtschaftszeitung «The Wall Street Journal» am Montagabend unter Berufung auf Insider.
Rheinland-Pfalz bestätigte heute Dienstag sein Interesse an dem Tesla-Werk. «Selbstverständlich ist das Wirtschaftsministerium mit dem Unternehmen in einem guten», sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums auf Anfrage.
Informationen zu Unternehmen würden aber grundsätzlich vertraulich behandelt.
Interessant: Tesla hat schon einen Standort in Rheinland-Pfalz. DieAmerikaner kauften im November 2016 die Firma Grohmann in der Stadt Prüm. Grohmann baut automatisierte Anlagen für die Fahrzeugproduktion. In Rheinland-Pfalz ist mit Kaiserslautern auch ein Kompetenzzentrum für Digitalisierung vorhanden.
Auch Saarland im Fokus
Neben Rheinland-Pfalz hat laut dem Wirtschaftsblatt auch das Saarland um Tesla geworben. Die Gespräche befänden sich aber noch in einem frühen Stadium, hiess es weiter. Auch über einen Standort in den Niederlanden sei verhandelt worden. Ein Zuschlag für ein deutsches Werk ist demnach noch nicht sicher.
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und Vize-Regierungschefin Anke Rehlinger (SPD) hatten schon im Juni in einem gemeinsamen Brief um Telsa geworben und Tesla-Chef Elon Musk zum Gespräch vor Ort eingeladen. Das Saarland sei nicht nur in der Automobilindustrie breit aufgestellt, sondern auch als einer der weltweit führenden Standorte für Informatik und Künstliche Intelligenz bekannt, argumentierten Hans und Rehlinger damals. Die Landesregierung äusserte sich nun zunächst nicht weiter dazu.
Musk hatte im Juni im Kurznachrichtendienst Twitter geschrieben, Deutschland sei eine «führende Wahl» in Europa. Die deutsch-französische Grenze mit ihrer Nähe zu den Benelux-Ländern wäre möglicherweise sinnvoll, erklärte er. Ein Standort in Rheinland-Pfalz oder im Saarland würde sich daher wegen der günstigen Lage zum wichtigen Absatzmarkt Frankreich anbieten.
Bisher in Fremont
Tesla hatte jüngst Gespräche über den Bau seiner ersten Übersee-Fabrik in China angekündigt. Bisher produziert der Konzern seine E-Autos überwiegend im kalifornischen Fremont. Tesla äusserte sich zu dem Medienbericht zunächst nicht.
Der US-Elektroautobauer befindet sich derzeit in einer kritischen Entwicklungsphase. Das neue Model 3 soll die Firma aus der Nische eines Oberklassen-Anbieters in einen breiteren Markt bringen. Zugleich ist Tesla nach Milliarden-Investitionen in Entwicklung und Produktion des Model 3 und hohen Verlusten darauf angewiesen, dass das der neue Wagen endlich signifikante Umsätze in die Kasse bringt.
Das Unternehmen hatte jedoch massive Probleme, die Produktion hochzufahren. Erst Ende Juni – mit einem halben Jahr Verspätung – erreichte Tesla das selbstgesteckte Ziel, in einer Woche 5000 Fahrzeuge des Model 3 zu bauen. Der Aktienkurs des Unternehmens war in den vergangenen sechs Wochen von 370 Dollar auf 290 Dollar abgesackt. (SDA)