Die BLS Lötschbergbahn hat heute den SBB den Kampf angesagt. Das Berner Bahnunternehmen will sich für Fernverkehrslinien bewerben. Bisher hatten die SBB dort eine Monopolstellung.
Konkret geht es um die Strecken Brig–Bern–Aarau–Zürich–Zürich/Flughafen–Romanshorn, Interlaken–Bern–Aarau–Zürich–Zürich/Flughafen–St. Gallen sowie Interlaken–Bern–Olten–Basel.
Einen direkten Schnellzug will die BLS aber nicht anbieten, sondern die Regio-Express-Linien ausbauen. Wer also etwa ohne Halt von Zürich nach Bern fahren will, wird in jedem Fall auch künftig bei den SBB einsteigen.
Defizitäre Linien kompensieren
«Wir brauchen profitable Linien, um defizitäre im Fernverkehr auszugleichen», erklärt BLS-Sprecher Hugo Wyler die Offensive. Und ergänzt: «Wir streben ein ausgewogenes Paket an Fernverkehrslinien an und betreiben keine Rosinenpickerei zulasten des Gesamtsystems oder den SBB.»
Platz auf den Gleisen soll es genug haben – obwohl die SBB ab 2020 zwischen Bern und Zürich im Viertelstundentakt fahren wollen. Die Passagiere würden von noch dichteren Fahrplänen profitieren. «Der hohe Angebotsstandard in der Schweiz mit dem dichten Taktfahrplan und das Tarifsystem sind bei einer Mehrbahnenlösung ebenso gewährleistet wie mit einem einzigen Fernverkehrs-Konzessionär», erklärt Wyler.
Die BLS betont, dass sie mit den SBB eine «faire partnerschaftliche Lösung» anstrebe. Eine Einigung war im Februar nicht zustande gekommen.
Gesuch erst im September
Die SBB halten sich heute bedeckt. In einer Stellungnahme auf ihrer Website hielten sie fest, sie kennten das Konzept der BLS, die eine Querfinanzierung des Regionalverkehrs anstrebe. «Chancen und Risiken für Kunden, Regionen und die öffentliche Hand müssen detaillierter geprüft werden», schreiben die SBB.
Noch sind die neuen BLS-Linien Zukunftsmusik. Die Bewerbung beim Bundesamt für Verkehr (BAV) will das Berner Unternehmen bis spätestens am 8. September einreichen. (bam/bsh/SDA)