PR-Profis zum Mega-Rückruf
Schadet oder nützt das Mars?

Mars erhält von Werbern und Krisenmanagern gute Noten für den Riesen-Rückruf. Die US-Firma werde diesen überstehen. Falls sich doch nicht noch ein Kunde an Plastikteilchen verletzt.
Publiziert: 26.02.2016 um 07:34 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:35 Uhr
Zurück an die Verkaufsstelle: In 55 Ländern werden Mars, Snickers und Milcky Way zurückgerufen.
Foto: Reuters
Patrik Berger

Es ist einer der grössten Rückrufe der Geschichte. In 55 Ländern verschwinden Millionen von Mars, Snickers und Co. aus den Läden, weil in einem Mars ein Plastikteilchen gefunden wurde. Allein in der Schweiz sind rund zwei Millionen Schoggi-Riegel vom Rückruf betroffen. Bricht das Mars das Genick?

Werber und Markenexperte Lars Berger (43) glaubt nicht, dass der Rückruf Mars gross schadet. «Im Gegenteil: Die Aktion zeigt, wie ernst die Firma die Gesundheit der Konsumenten nimmt. Diese haben Verständnis für den Rückruf. Denn Mars ist eine extrem starke Marke. Und geniesst bei den Kunden viel Vertrauen», sagt er.

«Vorbildlich reagiert»

Ähnlich sieht es Krisenmanager Roland Binz (42). «Mars hat bisher vorbildlich agiert. Die Firma hat beim kleinsten Hinweis auf einen Fehler aktiv gehandelt und informiert. Sofern nicht neue Details ans Licht kommen, dürfte das Vertrauen in die Mars-Produkte keinen langfristigen Schaden erleiden», sagt er. Im Gegensatz zum VW-Konzern: «VW war im Diesel-Skandal stets in Rücklage, weil der Konzern häppchenweise nur auf öffentlichen Druck informierte und immer wieder neue Details publik wurden», sagt Binz.

Für übertrieben hält Werber Berger den Massen-Rückruf nicht, auch wenn bis jetzt nur ein einziger Riegel mit einem Plastikteilchen gefunden wurde. «Das Ganze ist eine Vorsichtsmassnahme. Wenn man so etwas macht, muss man es durchziehen», sagt er.

Konsumentenschützerin Sara Stalder vermutet gar einen PR-Gag hinter der Aktion. «Eine so aufgebauschte, grossflächige Rückrufaktion habe ich in meiner achtjährigen Tätigkeit als Konsumentenschützerin noch nie erfahren», sagte sie im BLICK.

«Eine äusserst gewagte These»

Roland Binz winkt ab. «Das ist eine äusserst gewagte These. Es wäre eine grobe Dummheit, die Konsumenten auf der ganzen Welt billig an der Nase herum zu führen. Dann hätte Mars einen Skandal am Hals wie VW», sagt er. Berger pflichtet ihm bei: «Der Rückruf ist sicher kein PR-Gag. Dazu ist der finanzielle Schaden für Mars zu gross», sagt der Werber.

Das Unternehmen müsse die Sache nun konsequent durchziehen und weiter offen kommunizieren. «Dann haben die Kunden den Rückruf in einem halben Jahr vergessen. Falls sich nicht doch noch jemand an einem Plastikteilchen verletzt.»

Auf Schweizer Schoggi ausweichen?

Die Rückrufaktion von Mars werde das Vertrauen der Käufer nur kurzfristig erschüttern, glaubt Senem Kavci (34), Expertin für Markenführung an der ZHAW. «In der Schweiz könnten Kunden aber für eine gewisse Zeit Abstand nehmen und auf vertrauenswürdige Schweizer Schokoladen ausweichen», sagt sie.

Der Rückruf könnte sich allerdings auf weitere Produkte der Marke auswirken. «So ist Mars etwa weltweit führender Hersteller für Tiernahrung. Konsumenten könnten sich aufgrund des Ausstrahlungseffektes nun Sorgen um ihre Haustiere machen, sofern ihnen bekannt ist, dass Marken wie Whiskas oder Pedigree zu Mars gehören», sagt Kavci.

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