In den nächsten Wochen verschickt die Post wieder mal Gratis-Müsterli. 350'000 Haushalte in Lausanne, Genf, Bern, Liestal, Luzern und Zürich werden deswegen nun angeschrieben. Nudelsuppe, Cracker oder eine Dose Küchenkräuter bekommt aber nur, wer den Stopp-Werbung-Sticker am Briefkasten entfernt (BLICK berichtete).
Mehr als die Hälfte aller Haushalte haben heute einen solchen Aufkleber. Dieser verhindert den Einwurf von Gratisanzeigern, Werbung und eben auch solchen Müsterli-Sendungen.
Gewerkschaft: «Noch keine Meinung»
Syndicom, die Gewerkschaft der Post- und Kurierbranche, erfährt von BLICK vom Müsterli-Versand: «Wir sind nicht über die Aktion der Post in Kenntnis gesetzt worden. Es gibt bis heute keine konsolidierte Meinung von uns dazu», schreibt Geschäftsleitungsmitglied Daniel Münger auf Anfrage.
Am kommenden Montag werde die Delegiertenversammlung des Syndicom-Sektors Logistik stattfinden. «Möglich, dass es hierzu dann Wortmeldungen gibt», sagt Münger.
Sein Sprecher schreibt etwas später hinterher: «Solange die Pöstler nicht unbezahlt Mehrarbeit leisten müssen, haben wir aus Arbeitnehmersicht nichts gegen die Zustellung von Warenmustern an die Haushalte.»
Post braucht neue Einnahmen
Fakt ist: Die Post braucht neue Einnahmequellen, um den rückläufigen Briefversand kompensieren zu können. Sie testet zu Recht neue Möglichkeiten, Versandvolumen zu erhöhen. Das Argument, dass Pöstler so besser ausgelastet würden, ist weniger gut nachvollziehbar. Denn viele müssen auf ihren Touren immer mehr auch Online-Ware mit der normalen Post ausliefern.
Die Post entgegnet: der Konzern wolle mit den Werbe-Aktionen auf die rückläufige Briefmenge reagieren. Und auch ihre Briefträger mehr auslasten.
Es gab auch Zeiten, da verlangte der gelbe Riese von seinen Pöstlern, Hausbesitzer und Mieter auf die Entfernung der Stopp-Werbung-Sticker anzusprechen (BLICK berichtete). Davon ist die Post heute offenbar abgerückt.
«Aktion schadet dem Ansehen der Post»
Konsumentenschützerin Sara Stalder findet deutliche Worte: «Diese erneute Aktion der Post schadet ihrem Ansehen.» Sie versuche seit Jahren auf «penetrante, in gewissem Masse auch anbiedernde Art (Waren-Müsterli als Goodie), den freien Willen der Kundinnen und Kunden zu manipulieren», wettert Stalder.
Sie fordert die Post auf, «endlich von solchen lästigen Werbeattacken abzusehen».
Ein Gutes habe die Post-Aktion aber: «Jedes Mal, wenn die Post diese Aktionen wiederholt, erinnert es die Leute daran, dass sie ihre Kleber an den Briefkasten erneuern oder überhaupt erstmals schützen könnten.»