Passagier musste sechs Stunden ans Steuer
Schweizer Fernbus unter Beschuss

Domo Reisen will als erstes Schweizer Carunternehmen nationale Fernbusstrecken anbieten. Das Konzessionsverfahren läuft. Jetzt werden Fälle von «unhaltbaren Zuständen» publik.
Publiziert: 23.06.2017 um 14:48 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:58 Uhr
Mit diesem Doppelstock-Bus will Domo Reisen in den Fernbusmarkt Schweiz einsteigen.
Foto: zvg
Ulrich Rotzinger

Bis jetzt lief alles nach Plan für Domo Reisen. Das Carunternehmen aus Glattbrugg ZH will ein Fernbus-Angebot in der Schweiz aufbauen. Dafür hat es Konzessionsgesuche für drei Verbindungen beim Bundesamt für Verkehr (BAV) eingereicht. Testfahrten auf den drei Strecken hat Domo bereits mit dem Segen von BAV durchgeführt. Auch BLICK war mit auf Probefahrt.

Schweizer Fernbus auf Probefahrt
2:06
BLICK-Reporter Ulrich Rotzinger macht den Test:Schweizer Fernbus auf Probefahrt

Jetzt droht ein «Beobachter»-Artikel den Fernbusanbieter aus der Bahn zu werfen. Das Magazin berichtet in der aktuellen Ausgabe von «Fahrten mit Stressfaktor» und «unhaltbaren Zuständen» bei Domo-Ferienreisen zu ausländischen Destinationen.

Die Fälle liegen ein bis drei Jahre zurück. Eine Familie berichtet: «Kein moderner Fernreisebus wie bei der Buchung bestätigt, sondern ein Kleinbus ohne WC fuhr uns nach Rimini.» Ein anderer Domo-Reisender habe sich sechs Stunden ans Steuer eines Domo-Busses (Neunplätzer) setzen müssen, weil der Fahrer offenbar übermüdet war.

«Der Chauffeur erzählte mir schon vor der Abfahrt, dass er müde sei, weil er in der Nacht zuvor von Genua in die Schweiz gefahren sei. Ich hatte einfach Angst vor einem Unfall», sagt Hannes Sieber aus Tägerwilen TG rückblickend auf die Fahrt nach Ungarn im Jahr 2014.

Bericht kommt zur Unzeit

Bei Domo heisst es auf Anfrage, dass die Fälle schon Jahre zurückliegen und darüber bereits in den Medien berichtet wurde. Wie schon damals habe man umgehend gehandelt. «Wo wir Verstösse feststellen, handeln wir konsequent», sagt auch Domo-Chef Roman Schmucki im «Beobachter»-Bericht.

Beispielsweise habe der übermüdete Fahrer nur sehr kurz bei Domo gearbeitet. «Als ich erfuhr, dass er auf seinen Fahrten solche Dinge anstellte, warf ich ihn sofort raus», sagt Schmucki. Domo als Arbeitgeberin sei in den drei Kontrollen der zuständigen Behörden in den letzten vier Jahren nie sanktioniert worden.

Frist läuft noch bis 21. Juli

Der Bericht kommt für das Carunternehmen zur Unzeit. Im Rahmen des Konzessionsverfahrens startete am 22. Juni die Anhörung aller beteiligten Verkehrsteilnehmer und -betriebe, wie das Bundesamt für Verkehr BLICK-Informationen bestätigt.

Einen Monat lang haben die Beteiligten Zeit, Argumente gegen das neue, nationale Fernbusangebot von Domo vorzubringen. Geht bis zum 21. Juli 2017 kein Einspruch ein, ist die Bewilligung für die drei Fernbusstrecken fast schon in trockenen Tüchern.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.