Papier wird zum raren Gut
Darum sind Zeitungen derzeit dünner

Das Allerweltsprodukt Papier ist zur knappen Ware geworden. Verschärft hat die Lage ein Brand in Polen. Das hat auch Folgen für Schweizer Zeitungsleser.
Publiziert: 25.04.2018 um 18:11 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:15 Uhr
In der Ringier-Druckerei in Adligenswil gibt es momentan noch genügend Papier. Anders ist dies bei der Konkurrenz.
Foto: Keystone

Rund zwei Wochen werden Leser des «Tages-Anzeigers» und der Gratis-Zeitung «20 Minuten» weniger zu lesen haben. Grund sind nicht etwa Personalengpässe, Sparmassnahmen oder ein verfrühtes Sommerloch. Das Problem liegt beim Papier.

Auf dem europäischen Markt gab es lange Zeit ein Überangebot, nun hat die Situation ins andere Extrem gedreht. Papier ist knapp. Das hat Folgen für den Preis, wie das Branchenportal Euwid sagt. Allein von Jahresanfang bis Mitte Februar wurde Zeitungsdruckpapier um über zehn Prozent verteuert. Unter anderem liegt dies offenbar daran, dass Fabriken geschlossen oder Kapazitäten heruntergefahren wurden.

Vier Seiten weniger

Unfreiwillig geschah dies nun auch in Polen. Dort brannte im März ein Papierwerk. Lieferanten können deshalb die bestellten Mengen nicht liefern. Die Folgen für Tamedia bestätigt Unternehmenssprecher Christoph Zimmer am Dienstagabend als Reaktion auf einen entsprechenden Bericht von «persoenlich.com». Die Tamedia-Blätter werden im Durchschnitt mit vier Seiten weniger produziert als üblich.

Keine Engpässe gibt es im Moment für die Publikationen von Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz. «Die Zeitungsdruckerei Ringier Print Adligenswil bezieht kein Papier aus Polen, die Umstände dort setzen aber den gesamten europäischen Markt unter Druck», erklärt Ringier-Sprecherin Manuela Diethelm. «Wenn sich diese Situation verschärft, betrifft uns das wie alle anderen Medienhäuser.» 

Preise dürften weiter steigen

Dabei handle es sich um eine Vorsichtsmassnahme, sagt Zimmer. So könnten kurzfristige Engpässe vermieden werden, um im Fall eines ausserordentlichen Nachrichtenereignisses weiterhin reagieren zu können. Zudem bedeute die vorübergehende Reduktion auch nicht zwingend weniger redaktionelle Seiten – so könnten Seiten oder Eigeninserate beispielsweise verschoben werden.

Die akute Knappheit dürfte bald vorbei sein, allerdings wird es auch weiterhin eher zu wenig als zu viel Zeitungspapier auf dem europäischen Markt geben. Branchenteilnehmer rechnen denn laut dem deutschen Medienportal Meedia auch damit, dass die Papierpreise mittelfristig weiter deutlich anziehen werden. (jfr/SDA)

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