Nach US-Sanktionen sind Gelder und Dividenden blockiert
Vekselberg bleibt an Sulzer gekettet

Sulzer konnte sich von den US-Sanktionen befreien. Weniger gut sieht es für Grossaktionär Viktor Vekselberg aus. Der Oligarch kommt nicht vom Industriekonzern los, auch wenn er möchte. Zum Verhängnis wurde Vekselberg vermutlich eine andere Beteiligung.
Publiziert: 15.04.2018 um 16:29 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:20 Uhr
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Anfang Woche hat Viktor Vekselberg seine Beteiligung an Sulzer auf unter 50 Prozent gesenkt. Die Gelder aus dem Aktiendeal liegen nun aber wegen der US-Sanktionen blockiert auf einem Konto. Auch von den Sulzer-Dividenden bekommt der Oligarch zurzeit keinen Rappen.
Foto: SERGEI KARPUKHIN
René Lüchinger

Viktor Vekselberg (61) sitzt in der Falle. Seit der russische Oligarch vom Bannstrahl der Sanktionen des US-Präsidenten getroffen wurde, drohen ihm aus seiner Beteiligung am Schweizer Sulzer-Konzern ernsthafte finanzielle Konsequenzen. Vergangene Woche musste er seinen Anteil von knapp 64 auf unter 50 Prozent drücken.

Während Sulzer mit Erlaubnis des US-Finanzministeriums diese Titel auf ihre eigenen Bücher übernahm und damit ihre geschäftliche Handlungsfreiheit weitgehend zurückerlangt hat, sieht Vekselberg von diesem 600-Millionen-Franken Deal keinen Cent. Solange der Russe auf Trumps schwarzer Sanktionsliste steht, bleiben diese Gelder auf einem sogenannten Escrow-Konto blockiert. Das Gleiche gilt für die Dividenden aus seinem Sulzer-Anteil, wie ein Konzernsprecher bestätigt.

Verkaufen geht auch nicht

Im Grunde ist Sulzer für den Oligarchen derzeit ein praktisch wertloses Investment geworden. In gewöhnlichen Zeiten würde er eine solch belastende Beteiligung wohl abstossen. Selbst dies geht in der derzeitigen Situation nicht: Wegen der US-Sanktionen darf kein Kaufinteressent von Sulzer-Aktien einen Deal mit Vekselberg abschliessen.

Der Russe mit Zweitwohnsitz im steuergünstigen Zug scheint seit Wochen wie blockiert. Vor rund zwei Monaten wurde in Washington ruchbar, dass Donald Trump gegen Oligarchen mit Verve vorgehen könnte. Andere in vergleichbarer Situation sind sofort in die Offensive gegangen, haben in der amerikanischen Hauptstadt Lobbyisten und Handelsanwälte für teures Geld in Stellung gebracht. Ihr Ziel: zu verhindern, dass sie auf schwarzen Listen auftauchen könnten. Das berichtet einer, der dort russische Oligarchen in dieser Sache erfolgreich vertreten hat. Vekselberg aber blieb, wie man heute annehmen muss, passiv.

Renova-Webseite seit Tagen unerreichbar

Überhaupt scheint rund um seine Schweizer Beteiligungsfirma Renova einiges in Auflösung. Anfang Woche demissionierte etwa Renova-Verwaltungsrat Joe Ackermann per sofort. Offiziell hiess es, Vekselberg persönlich habe das Aufsichtsratsgremium aufgelöst.

Zum Schweizer Renova-Ableger im Zürcher Seefeld lassen sich keine telefonischen Kontakte mehr herstellen und selbst die Renova-Homepage in Russland ist nicht mehr in Betrieb: «Site under construction», heisst es dort seit zehn Tagen. Das einzige Lebenszeichen findet sich noch auf jobs.ch: seit Ende März ist dort ein Jobangebot für einen «Head of IT» mit Arbeitsort Zürich aufgeschaltet. 

Gefährliche Rusal-Beteiligung

Warum aber geriet Viktor Vekselberg überhaupt in das Blickfeld des US-Präsidenten? Als Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin (65) gilt er nämlich nicht. Möglicherweise hat Donald Trump in erster Linie einen ganz anderen russischen Oligarchen im Visier: Oleg Deripaska (50), Hauptaktionär an Rusal, dem zweitgrössten Aluminiumkonzern der Welt, ist ein enger Weggefährte Putins, der nun natürlich auf der Sanktionsliste steht.

Und an Rusal ist eben auch Viktor Vekselberg mit 27 Prozent beteiligt. Dort sass bis vergangene Woche Ivan Glasenberg im Verwaltungsrat – inzwischen hat auch der Chef des Baarer Rohstoffkonzerns Glencore das Weite gesucht und demissioniert. Zu gross erschien ihm wohl das Risiko selber in den Strudel rund um die US-Sanktionen zu geraten.

Diese Befürchtung ist nicht aus der Luft gegriffen. Glencore ist weltweit nicht nur einer der grössten Abnehmer von Rusal-Aluminium, sondern auch mit knapp neun Prozent an der Firma beteiligt. Noch vor kurzem hatte der Schweizer Rohstoffkonzern Pläne gewälzt, die Rusal-Titel gegen andere Aktien aus dem Portefeuille von Oleg Deripaska einzutauschen. Nun sind auch diese Absichten auf Eis gelegt.

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