Nach dem BLICK-Interview des Postautochefs
Die Gewerkschaften bleiben kritisch

Offen wie nie hat der Interimschef von Postauto über die Zustände gesprochen, die er angetroffen hat. Er hat sich bei den Chauffeuren entschuldigt. Das sagen die Gewerkschaften zu seinem Auftritt.
Publiziert: 20.09.2018 um 12:52 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2018 um 09:02 Uhr
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Thomas Baur (53), Postauto-CEO ad interim und Leiter Postnetz, hat sich im BLICK bei den Chauffeuren entschuldigt.
Foto: STEVE MARTY
Patrik Berger

Die Gewerkschaften haben das offene Interview mit dem interimistischen Postauto-Chef Thomas Baur (54) mit Erstaunen zur Kenntnis genommen. «Das ist ein Eingeständnis, dass es Fehler gegeben hat. Endlich hat das Postauto klar kommuniziert», sagt Sheila Winkler, Zentralsekretärin der Gewerkschaft Syndicom.

«Ich bleibe aber kritisch. Denn in der Vergangenheit hat die Leitung von Postauto immer wieder Dinge abgestritten und erst zugegeben, als sie nicht mehr anders konnte», sagt Winkler. «Thomas Baur hat einen guten Schritt gemacht. Nun muss er das alles aber auch umsetzen. Da bin ich gespannt.»

Die Chauffeure hätten grosse Mitwirkungsrechte. Die seien zu kurz gekommen in den letzten Jahren. Um das Vertrauen der Belegschaft wiederzugewinnen, müsse Postauto nun mit dem Personal und den Gewerkschaften zusammenarbeiten.

«Das Teamwork hat extrem gelitten»

«Die Distanz zwischen dem Kader und den Leuten an der Basis muss abgebaut werden», fordert Winkler. Konkret: «Fahrdienstleiter, Disponenten und Fahrer sind eigentlich ein Team. Dieses Teamwork hat extrem gelitten unter den Profitvorgaben.»

Und: «Die Post, nicht nur Postauto, wurde von der Politik und dem Management in eine Profitlogik gedrängt», sagt Winkler. Das habe zu Missständen und Verfehlungen geführt. Die Gewerkschafterin fordert: «Die Verantwortlichen müssen jetzt auf den Pfad der Tugend zurückfinden.»

Nur ein erster Schritt

Thomas Baurs Teileingeständnis sei ein erster Schritt, den man sehr begrüsse. «Die Politik geht aber in die gegenteilige Richtung und will mit der Privatisierung von Postfinance gleich den nächsten Fehler begehen», sagt Winkler weiter.

Für René Fürst vom Personalverband Transfair ist klar: «Jetzt braucht es vor allem beim Management eine Kulturänderung», sagt er. «Postauto muss Gesetze und Gesamtarbeitsverträge nun endlich ernst nehmen und auch kontrollieren.» Denn: «Die Geduld der Postauto-Angestellten hat offenbar ein Ende.»

Subventions-Bschiss, Spesen-Schummel – Fahrer am Limit

Postauto-Chauffeure haben die Nase voll. Sie melden sich, klagen über Stress und Arbeitsdruck. Gestern packten im BLICK Chauffeure aus, die die Basler Flughafenlinie 50 bedienen. Ihnen reiche die Zeit oft nicht einmal fürs WC.

Am Montag machte BLICK Spesenschummeleien publik. Postauto bestätigte, zu wenig Arbeitszeit abgerechnet und zu wenig Entschädigung für Verpflegung gezahlt zu haben. Die fast 4000 Angestellten leiden unter dem Imageverlust der einst stolzen Posttochter:

Im Februar 2018 deckte BLICK den Skandal bei Postauto auf. Mittels gesetzeswidriger Buchhaltungstricks hatte die Postauto-Spitze zwischen 2007 und 2015 über 78,3 Millionen Franken Subventionen erschlichen. So lautet bis heute die offizielle Zahl. Die Postauto-Spitze um Chef Daniel Landolf (58) musste den Hut nehmen. Im Juni trat Susanne Ruoff (60) als Post-CEO zurück. 

Postauto-Chauffeure haben die Nase voll. Sie melden sich, klagen über Stress und Arbeitsdruck. Gestern packten im BLICK Chauffeure aus, die die Basler Flughafenlinie 50 bedienen. Ihnen reiche die Zeit oft nicht einmal fürs WC.

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Im Februar 2018 deckte BLICK den Skandal bei Postauto auf. Mittels gesetzeswidriger Buchhaltungstricks hatte die Postauto-Spitze zwischen 2007 und 2015 über 78,3 Millionen Franken Subventionen erschlichen. So lautet bis heute die offizielle Zahl. Die Postauto-Spitze um Chef Daniel Landolf (58) musste den Hut nehmen. Im Juni trat Susanne Ruoff (60) als Post-CEO zurück. 

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