Michael Baeriswyl revolutioniert die Swisscom
Diese Box wird sich selber reparieren

Michael Baeriswyl (33) leitet das Team für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen bei der Swisscom. Für SonntagsBlick schaut er in die Zukunft und verrät, wie gut die TV-Box uns verstehen wird.
Publiziert: 29.01.2017 um 16:45 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:40 Uhr
Eine solche TV-Box könnte bald Filme aufzeichnen - wenn man es auf Bärndütsch befiehlt.
Foto: Swisscom
Vinzenz Greiner

Herr Baeriswyl, Sie sind bei der Swisscom zuständig für künstliche Intelligenz. Wie sieht das genau aus? Laufen Roboter in Ihrem Büro herum?
Michael Baeriswyl: Nein, so ist es nicht (lacht). Bei uns im Büro sieht man smarte Menschen, die arbeiten. Anwendungen der künstlichen Intelligenz bestehen bei uns aus Codes – und nicht aus Metall und Schrauben. 

Zuständig für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen bei der Swisscom: Michael Baeriswyl (33).
Foto: Mirko Ries

Wie wichtig ist künstliche Intelligenz für die Swisscom?
Es ist eine von vielen Technologien wie Big Data oder 5G. Seit 2016 haben wir mehr investiert und haben jetzt ein ziemlich grosses Team, das sich um das Thema kümmert.

Warum investiert ein Telekomkonzern in schlaue Maschinen?
Die Swisscom ist mitten in der Digitalisierung, es gibt immer mehr Geräte und damit immer mehr Daten. Um diese riesigen Datenmengen zu verarbeiten, brauchen wir künstliche Intelligenz.

Oder mehr Leute.
Künstliche Intelligenz kann die Mitarbeitenden unterstützen, sodass diese beispielsweise an der Hotline schneller die für sie relevanten Informationen finden.

Vor einem Jahr kündigte die Swisscom an, 700 Stellen abzubauen, die Zahl der Callcenter wurde reduziert. Mit künstlicher Intelligenz wird es noch mehr Abbau geben.
Die Algorithmen sollen menschliche Mitarbeiter nicht überflüssig machen. Kein Kunde, der bei der Swisscom anruft, möchte eine Roboterstimme am Telefon haben, die fragt: «W-a-s i-s-t d-a-s P-r-o-b-l-e-m?»  Gesunden Menschenverstand wird es weiterhin brauchen. 

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine?
Die Aufgaben werden immer komplexer. Mittlerweile sitzt ein Mitarbeiter am Telefon, muss sich um Mails und Blogs kümmern, bekommt vielleicht eine Anfrage zu einem App-Fehler auf dem neuen iPhone, die sehr detailliert ist. Die künstliche Intelligenz unterstützt den Mitarbeiter. Der erfasst das Problem per Texteingabe. Auf Basis seiner Beschreibung versteht die künstliche Intelligenz das Problem und sucht die relevanten Informationen zusammen, um eine Lösung zu präsentieren. Diese Vorschläge prüft der Mitarbeiter, bevor er sie an die Kunden weitergibt.

Für diese Daten braucht man ja riesige Server!
Ja. Die Swisscom kann die Mengen von Big Data stemmen, weil sie eben über eine solche Infrastruktur verfügt.

Datenberge, künstliche Intelligenz, staatsnahes Unternehmen. Klingt nach einem Giftcocktail für Bürgerrechtler.
Wir sind es gewohnt, mit vertraulichen Kundendaten verantwortungsvoll umzugehen, und halten uns selbstverständlich an die gesetzlichen Vorgaben. Das gilt auch für Anwendungen der künstlichen Intelligenz.

Welche Services kann die Swisscom noch verbessern?
Bisher ist die Swisscom richtig gut, was Spracherkennung angeht – «sie verschteit Schwiizerdütsch rächt guet». Es könnte künftig aber noch mehr möglich sein. Hoffentlich kann man bald sagen: «Nimm am zwöi die oder die Sändig uuf.» Und dann funktioniert das.

Oder man sagt: «Gopfertori, warum funktioniert die Box schon wieder nicht?»
Die Box wird uns vielleicht melden, sobald etwas nicht stimmt, und quasi sagen: «Ich muss repariert werden.» Dann wird das Problem automatisch behoben.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.