Mehr Bargeld in der Tasche
Leben Pöstler nun gefährlicher?

Die Post startet eine Charmeoffensive. Neue Angebote sollen die Kritik zum geplanten Poststellenabbau entschärfen. Doch der Schuss geht nach hinten los.
Publiziert: 03.03.2017 um 08:20 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:40 Uhr
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Die Pöstlerin nimmt neu auch Zahlungen entgegen.
Foto: Samuel Golay
Bastian Heiniger

Der Pöstler wird zum mobilen Bankschalter. Ab September nimmt er an der Haustür neu Bareinzahlungen entgegen. Wird er damit zur Zielscheibe von Überfällen?

Noch vor kurzem verkündete die Post-Tochter Postfinance, dass der Pöstler ab April die AHV-Renten nicht mehr direkt ausbezahlt. Zu teuer und gefährlich sei die Dienstleistung, so die Postfinance damals. Betroffen sind 3000 Rentner – sie müssen nun ein Konto eröffnen oder das Geld am Schalter abholen. 

Die Kommunikation der Post sei widersprüchlich, findet Christian Capacoel, Sprecher der Gewerkschaft Syndicom. Erst wird die Auszahlung der AHV gestrichen, jetzt soll der Pöstler einkassieren! «Wenn die Dienstleistung tatsächlich einen Mehrwert für die Kunden ist, muss man davon ausgehen, dass die Pöstler in Zukunft regelmässig grössere Geldbeträge auf sich tragen», sagt Capacoel. Damit steige das Gefahrenpotenzial.

Kriminalprävention ist alarmiert

Martin Boes steht dem Post-Angebot ebenfalls skeptisch gegenüber: «Wenn Bargeld im Spiel ist, läuten bei mir die Alarmglocken», sagt der Direktor der Schweizerischen Kriminalprävention zu «Radio Energy».

Es gebe ihm schon zu denken, wenn da Pöstler den ganzen Tag mit einem Haufen Bargeld im Portemonnaie unterwegs seien.

Post hat keine Bedenken

Die Post teilt die Bedenken nicht. «Beim Auszahlen der AHV kam der Pöstler regelmässig zum selben Ort. Das führte zu Sicherheitsbedenken», sagt Post-Sprecherin Léa Wertheimer. Beim Einzahlen an der Haustür sei dies jedoch nicht der Fall, «weil der Pöstler unregelmässig und nicht immer am selben Ort Einzahlungen entgegennimmt».

Unterwegs sein wird der kassierende Pöstler in Orten, wo es nur eine Postagentur, aber keine reguläre Poststelle gibt. Agenturen dürfen keine Bargeschäfte abwickeln.

Mit neuen Angeboten gegen Kritik

Das Angebot gehört zu einer gestern lancierten Charmeoffensive der Post. Neue Dienstleistungen sollen die Kritik zum geplanten Poststellenabbau entschärfen. 

So können Kunden in Postagenturen nun Massensendungen aufgeben, sofern es in der Filiale genügend Platz hat. Und in Gebieten ohne Frühzustellung liegt die abonnierte Tageszeitung neu bis spätestens am Mittag im Briefkasten.

Bei der Gewerkschaft Syndicom kann die Post damit nicht punkten. Das seien nur Beruhigungspillen, so Capacoel. «Die Post geht nicht auf das grundsätzliche Problem ein und verweigert sich der Frage, ob der Abbau von Poststellen die richtige Strategie ist.»

Das sieht die Post anders: Sie führe Gespräche mit den Kantonen und Gemeinden und nehme Rücksicht auf die regionalen Gegebenheiten. 

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