Keine Buchsen in Neubauten
Bauherren sperren Cablecom aus

In Neubauten wird neu nicht immer ein Kabelanschluss verlegt. Bauherren sparen so Geld. Das Nachsehen haben Cablecom und Co.
Publiziert: 02.10.2014 um 11:03 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 17:40 Uhr
Von Michael Bolzli

Noch vor wenigen Jahren war es üblich, dass es in jeder Mietwohnung einen Kabel-TV-Anschluss und ein Swisscom-Telefonanschluss gab. In einem liberalisierten Markt wählt der Kunde seinen Internet-, TV- und Telefon-Anbieter selber aus. Telefonieren mit dem Kabelanbieter und TV schauen über den Swisscom-Anschluss ist heute technisch ein Kinderspiel.

Mieter in Utzenstorf BE erlebten also eine böse Überraschung, als sie in den Wohnungen, die von der Krankenkasse KPT erstellt wurden, nur noch einen Telefonanschluss vorfanden. Wer da übers Kabel fernsehen oder aufs Internet will, guckt in die Röhre.

Utzenstorf ist kein Einzelfall

KPT-Sprecher Martin Reusser gibt zu, dass es sich dabei um eine Sparübung handelt: «Als Investor machen wir auch wirtschaftliche Überlegungen». Utzenstorf ist kein Einzelfall. Blick.ch weiss: Auch bei Überbauungen in Zürich beim Escher-Wyss-Platz und in Rotkreuz (ZG) an der Lindenmatt wurde auf Kabel-Buchsen verzichtet.

Keine Selbstverständlichkeit: Kabel-Buchse im Wohnzimmer.
Foto: Keystone

Kabelnetzbetreiber sind benachteiligt. «Es herrscht ein starker Konkurrenzkampf», sagt Cablecom-Sprecher Andreas Werz diplomatisch. «Unsere Angebote sind sehr attraktiv. Jeder, der uns nicht ins Haus lässt, macht einen Fehler.»

Beim Verband Swisscable ist das Problem seit über zwei Jahren bekannt. Nach aussen hält man sich bedeckt: «Grundsätzlich wird darauf geachtet, die Wahlfreiheit des Anbieters den Hausbewohnern zu überlassen», sagt Sprecherin Sandra Ritz diplomatisch.

Auch die Empfehlungen des Hauseigentümerverbands gehen in diese Richtung. Swisscom stellt sich auf den Standpunkt, dass ihre Leistung öffentlich legitimiert ist. «Im Rahmen des Grundversorgungsauftrags sind wir verpflichtet, einen Festnetzanschluss bei Neubauten zu realisieren», erklärt Swisscom-Sprecher Sepp Huber.

Deal für die Utzenstorfer vom lokalen Kabelnetzbetreiber

Nicht alle Bauherren verzichten auf den Kabelanschluss: So werden alle Mietwohnungen des Lebensversicherers SwissLife immer mit Telefon- und TV-Anschluss ausgestattet. «Die Wohnungen sind sonst nicht konkurrenzfähig», so Sprecher Dajan Roman.

Den Mietern der KPT-Wohnungen in Utzenstorf wurde vom lokalen Kabelnetzbetreiber ein Deal angeboten: Beim Abschluss eines Dreijahres-Abos übernimmt der Betreiber die 500 Franken Installationskosten pro Wohnung.

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