BLICK: Der Leerstand in der Schweiz ist auf Rekordhoch. Zehntausende Wohnungen bleiben wohl unvermietet.
Patrick Schnorf: Tatsächlich zeigt der Vergleich des Angebots mit der Nachfrage einen Überschuss von rund 31'000 Wohnungen. Darin berücksichtigt sind die leer stehenden Wohnungen und der Wohnungszugang durch Neu- und Umbau. Die Leerstandsquote in den Grosszentren liegt weiterhin bei unter einem Prozent, während in gewissen Gemeinden jede zehnte Mietwohnung leer steht.
Was sind die Gründe für den Leerstand?
Einerseits ist die Wohnbautätigkeit anhaltend hoch. Getrieben durch die Anlagesituation und die tiefen Zinsen sind Immobilienanlagen relativ gesehen für institutionelle wie auch für private Anleger attraktiv. Andererseits wächst die Bevölkerung jüngst nicht mehr gleich stark wie in den letzten zehn Jahren. Die überdurchschnittlich hohen Leerstandszahlen in gewissen Gemeinden zeigen, dass dort die Bautätigkeit deutlich über der Wohnungsnachfrage liegt.
Welche Auswirkung hat das auf die Mieten?
Der Mietwohnungsmarkt steht zusehends unter Druck. Die Wohnungen treffen auf grosse Konkurrenz. Vorstellungen von Mietzinsen, wie noch vor fünf Jahren, müssen heruntergeschraubt werden. Vermieter müssen die Mieten senken.
Bessert sich die Lage im nächsten Jahr?
Es ist davon auszugehen, dass die Überversorgung der Mietwohnungsmärkte weiter anhält. Wir erwarten eine ähnlich hohe Wohnbautätigkeit.
Wann rechnen Sie mit einem Rückgang des Leerstands?
Sobald die Preise für Rendite-Liegenschaften nicht mehr steigen, wird auch die Bautätigkeit zurückgehen. Jüngste Zahlen deuten darauf hin. Dies könnte bereits ab Ende 2019 der Fall sein. Ein Abbau des Leerstandes dürfte aber noch länger auf sich warten lassen. Er hängt auch von der Konjunktur und dem Bevölkerungswachstum ab.