Hauseigentümer platzt wegen Airbnb der Kragen
Vermieter jagen (Ver)Mieter

Wer auf Airbnb überrissene Preise verlangt, ohne dies seinem Vermieter mitzuteilen, verstösst gegen das Mietrecht. Jetzt werden nicht nur die Vermieter aktiv und jagen Fehlbare. Und auch der Mieterverband ruft aus.
Publiziert: 10.10.2017 um 15:11 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 04:10 Uhr
1/4
Seine vier Wände auf Airbnb anzubieten ist verlockend, kann jedoch Konsequenzen nach sich ziehen. Insbesondere dann, wenn der Vermieter vorab nicht informiert wird.
Foto: Keystone
Moritz Kaufmann und Konrad Staehelin

Tausende Schweizer Mieter verdienen ein Zubrot, indem sie Zimmer oder gleich die ganze Wohnung auf der Internet-Plattform Airbnb vermieten. Aus Mietern werden Vermieter.

Immer mehr tun dies aber nicht nur sporadisch, wenn sie zum Beispiel mal ein Wochenende nicht daheim sind. Laut einer gestern veröffentlichten Studie des Mieterverbands sind mindestens 30 Prozent der Angebote in der Schweiz rein kommerziell, also bloss zum Geldverdienen gedacht.

«Das ist ein grosses Problem», sagt Walter Angst (56) vom Mieterverband Zürich. «Es führt zu weniger Wohnraum und höheren Preisen. In den für Touristen attraktiven Innenstädten wird so die lokale Bevölkerung verdrängt.» Der Mieterverband fordert darum nun, dass die Politik gegen solche Auswüchse aktiv wird.

Immer mehr Anfragen

Neben dem Mieterverband sind neu aber auch die Vermieter wegen Airbnb alarmiert: Die meisten von ihnen haben keine Ahnung davon, dass ihre Mieter ihre Wohnungen untervermieten.

Letzte Woche verschickte die Zürcher Kornhaus-Verwaltung ein Schreiben an all ihre Mieter (siehe Bild), wie die Pendlerzeitung «20 Minuten» schreibt. Die Botschaft: Wer ein Angebot auf Airbnb schaltet, ohne vorher eine Bewilligung bei der Verwaltung eingeholt zu haben, fliegt raus!

«Wir bekommen immer mehr Anfragen von Vermietern wegen Airbnb», sagt auch Katja Stieghorst, Juristin beim Hauseigentümerverband Schweiz (HEV). Was rät sie Hauseigentümern, die feststellen, dass Mieter ohne Absprache Airbnb-Gäste beherbergen? Erst solle man nach den Untermiete-Bedingungen fragen. «Wenn die Mieter diese nicht offenlegen, dann kann man das Miet-Verhältnis kündigen. Das kommt immer häufiger vor.»

Juristisch fragwürdig

Um fehlbare Mieter aufzuspüren, spioniert die Kornhaus-Verwaltung jetzt sogar auf Airbnb, ob Zimmer in ihren Liegenschaften angeboten werden: «Pro Monat erwischen wir zwei bis drei Schlaumeier, die es probieren», sagt Christian Müller, Leiter Bewirtschaftung. Viele Hinweise kämen aber auch von den Nachbarn. «Sie stören sich am Geläuf oder fühlen sich nicht mehr sicher.»

Juristisch sei es fragwürdig, einem Mieter wegen eines einmaligen Verstosses gleich zu kündigen, sagt Angst vom Mieterverband. «Wer jedoch nach einer Abmahnung nicht reagiert, kann rausfliegen.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.