Gopfried Stutz
Wenn der Computer über Anlagen entscheidet

Bei der ZKB wird der Berater dem Kunden keine einzelne Aktien oder bestimmte Fonds empfehlen. Das wird künftig Sache des Computers sein.
Publiziert: 11.12.2017 um 09:51 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:55 Uhr
Claude Chatelain
Claude Chatelain, Publizist.
Foto: PAUL SEEWER

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) stellt für Kunden ab einem Vermögen von 100'000 Franken ihre Anlageberatung um. Sie sprach an der Medienkonferenz von letzter Woche sogar von einem Paradigmawechsel.

Neu wird bei der ZKB nicht nur sein, dass die Anlageberatung mit Hilfe eines Tablets vonstatten geht, indem man alle relevanten Angaben erfasst und sich zu Hause mit dem Login über den neusten Stand erkundigen kann. Neu wird auch sein, dass die ZKB-Berater ihren Kunden keine einzelne Aktien oder bestimmte Fonds empfehlen, sondern diese Sache dem Computer überlässt. Interessant ist nun, dass dieses Vorgehen zu einem anderen Anlageentscheid führt als mit dem bisherigen Verfahren ohne Computerhilfe. Ob sich dieser Entscheid in einer höheren Rendite niederschlägt, ist freilich eine andere Frage.

Zuerst wird wie bis anhin das Risikoprofil ermittelt. Es ergibt sich etwa aus der Frage, wann man aufs Vermögen zugreifen möchte. Oder aus der Frage, ob man ein risikoscheuer oder eher ein risikofreudiger Typ ist. 

Es gibt fünf Risikoprofile, von denen sich die Anlagestrategie ableitet. Haben Kunde X und Kunde Y das gleiche Risikoprofil, zum Beispiel Balance, so wird ihr Vermögen in die exakt gleichen Wertschriften investiert. Und damit werden ZKB-Kunden mit dem gleichen Risikoprofil eine identische Rendite erzielen. Bisher sind laut ZKB auch bei gleichen Risikoprofilen zum Teil grosse Renditeunterschiede festgestellt worden.

Nun kann man das Portefeuille nach eigenem Gusto anzupassen. Man kann zum Beispiel einen nachhaltigen Ansatz wählen und sagen, dass man diesen und jenen Lieberhaberwert im Depot haben möchte. Oder man kann sagen, dass man partout keine US-Aktien wolle. Spannend finde ich, dass das Computerprogramm bei solchen Spezialwünschen das Portefeuille automatisch ans vorgegebene Risikoprofil anpassst.

Bankkunden mit weniger als 100'000 Franken müssen sich wie bis anhin mit Anlagezielfonds begnügen. In der Regel führen die Banken fünf gemischte Fonds mit unterschiedlichen Aktien- und Oblgationenanteilen im Sortiment. Je höher Risikoneigung und Risikofähigkeit, desto grösser der Aktienanteil.

Wenn man den Experten so zuhört, könnte der Eindruck entstehen, es handle sich hier um eine exakte Wissenschaft. Die Kapitalmarkttheorie kennt zwar Methoden, wie sich das Risiko eines Wertpapiers messen lässt. Der Praxistest steht aber noch bevor. So kommt es wiederholt vor, dass vermeintlich risikoarme Anlagen höhere Renditen abwerfen als risikoreiche. Eine treffsichere Methode, wie man einen Börsencrash vorraussagen kann, ist mir jedenfalls nicht bekannt.

Bekannt ist mir aber, dass auf jede Baisse eine Hausse folgt und umgekehrt. Deshalb: Kaufe in der Baisse und verkaufe in der Hausse! Das ist zwar nicht wirklich wissenschaftlich, vermutlich aber nicht weniger erfolgsversprechend.

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