Sergio Ermotti ist etwas schneller als Tidjane Thiam. Die UBS hat ihre Quartalszahlen genau eine Woche vor der Credit Suisse (CS) präsentiert – Letztere hat am Donnerstag, 1.November, Zahlen geliefert. Beide heben in ihren Medienmitteilungen hervor, dass sie ihren Gewinn steigern konnten. Doch wie sicher sind die beiden grössten Schweizer Banken heute?
Das kann an der Eigenkapitalquote gemessen werden. Damit eine Bank einer Privatperson Geld für den Kauf einer Immobilie leiht, muss diese mindestens 20 Prozent Eigenkapital mitbringen. Kostet die Immobilie eine Million Franken, muss der Käufer 200'000 Franken Eigenkapital bringen, den Rest – 800'000 Franken – kann er von der Bank erhalten. Wie sieht diese Rechnung bei den Banken derzeit aus?
Eigenkapitalquote von über fünf Prozent
Wenn ein Kunde auf ein Konto der Bank eine Million einbezahlt, «leiht» er das Geld der Bank. Diese kann mit dem Geld arbeiten, sie kann es investieren. Zur Vereinfachung des Vergleichs kann man sich das auch so vorstellen, dass die Bank alles Geld der Kunden in Immobilien investiert. Aber mit wie viel Eigenkapital unterlegt sie das? Die UBS hat derzeit eine Bilanzsumme von 932,47 Milliarden Franken. Das Eigenkapital beträgt 51,12 Milliarden. Das Eigenkapital in Prozenten der Bilanzsumme wird Eigenkapitalquote genannt und beträgt für die UBS 5,58 Prozent, für die CS 5,48 Prozent.
Das ist zwar mehr als die regulatorische Anforderung von fünf Prozent, aber viel weniger als die 20 Prozent Eigenkapital, die von Immobilienkäufern gefordert wird. Auch Firmenkredite würden Banken kaum an Unternehmen vergeben, die über weniger als 20 Prozent Eigenkapital verfügen. Historisch lag die Eigenkapitalquote der Grossbanken lange um die 15 Prozent oder sogar über 20 Prozent. Erst in den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts fiel sie unter zehn Prozent. Diese Mindestquote wollte der Regulator nach der Finanzkrise zuerst einführen, bevor die Limite dann doch wieder auf fünf Prozent gesenkt wurde.