Generalversammlungen sind im Normalfall eher eine trockene Angelegenheit. Solche von Grossbanken sowieso. An der Credit-Suisse-GV im Hallenstadion ging es am Freitagmorgen aber emotional zu und her.
Credit-Suisse-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (58) gedachte des im letzten Oktober verstorbenen Kleinaktionärs Hermann Struchen (†87). Struchen, der vor einem Jahr noch an der CS-GV gesprochen hatte, «ist leider nicht mehr unter uns». Er habe die Credit Suisse immer wieder kritisch und manchmal sehr kritisch begleitet.
Minutenlanger Applaus und heimliche Tränchen
«So wie ich ihn kenne, wird er von ganz weit oben auf uns herabschauen und auch wieder sagen, der Geschäftsbericht sei zu kompliziert und zu dick ausgefallen», sagte Rohner. Die 1200 Aktionäre applaudierten lange, manch einer wischte sich heimlich ein Tränchen aus dem Augenwinkel. Gänsehautatmosphäre pur.
Struchen war mit seinen Auftritten an den Generalversammlungen verschiedener Konzerne eine Legende am Rednerpult gewesen. Der bekannteste Kleinaktionär der Schweiz nahm nie ein Blatt vor den Mund, war nie um einen träfen Spruch verlegen. Er reiste von einer Generalversammlung zur nächsten. Und kritisierte gerne auch einmal die mickrige Verpflegung.