Bündner sind empört
Aushängeschild Schurter geht fremd

Einige Bündner verstehen die Welt nicht mehr: Der Churer und siebenfache Mountainbike-Weltmeister Nino Schurter macht Werbung für Lugano. Für Mountainbike-Abenteuer im Bündnerland wirbt dagegen ein Schotte! Das verstehen viele Bündner nicht.
Publiziert: 15.12.2018 um 11:57 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2018 um 12:11 Uhr
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Olympia-Sieger und Weltmeister:  Der Churer Nino Schurter ...
Foto: Getty Images
Christian Kolbe

Nino Schurter ist ein Weltklasse-Mountainbiker und hat im September an der Heim-WM in der Lenzerheide GR seinen siebten Titel gewonnen. Ein Bündner Superstar, eigentlich wie geschaffen, um für Mountainbike-Ferien in den Bündner Bergen zu werben. Doch seit Ende September ist klar: Schurter macht zwar Werbung, aber für die Region Lugano, um diese als Bike-Mekka zu positionieren.

Denn der Platz in Graubünden ist bereits besetzt – vom schottischen Biker und Social-Media-Influencer Danny MacAskill. Dieser raste für den Tourismusförderer Graubünden Ferien quer durch die Bündner Berge, um Biker aus aller Welt mit seinen gewagten Stunts zu Ferien bei den Steinböcken zu animieren. 

Debatte im Bündner Grossrat

Das sorgt in Graubünden für rote Köpfe, wie die Fachzeitschrift «Hotel-Revue» in ihrer jüngsten Ausgabe schreibt. Viele Bündner schmerze die Seele, dass «ihr Nino», einer der besten Mountainbiker aller Zeiten, von der Graubünden Ferien als Werbe-Botschafter verschmäht werde. Auf die Schlagzeilen mit dem Schurter-Engagement folgten Leserbriefe und sogar eine Debatte im Bündner Grossrat. 

Selbst Tourismusexperten sehen das Fremdgehen des Bündners im Tessin kritisch: «Es ist klar eine verpasste Chance», sagt Jon Andrea Schocher von der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur. «Schurter und Graubünden wären die perfekte Symbiose zweier bekannter Marken im Mountainbike-Sport. Mit ihm hätte man tolle Geschichten realisieren können», ergänzt Schocher im Interview mit der «Hotel-Revue». 

«Wird immer als Bündner wahrgenommen»

Die Tourismuspraktiker aus Graubünden sehen das etwas weniger eng: «Das fremde Engagement schadet Graubünden überhaupt nicht. Schurter wird immer als Bündner wahrgenommen, auch wenn er Botschafter für das benachbarte Tessin beziehungsweise für Lugano ist», beruhigt Reto Brantschi, Tourismusverantwortlicher von Davos Klosters.

Noch gehen die Emotionen hoch im Bike-Paradies Graubünden, doch jetzt steht erst mal die Wintersaison vor der Türe, andere Sportarten dominieren die touristische Arena. Und vielleicht kommt bald der Frühling einer erfolgreichen Zusammenarbeit des Bünder Ausnahme-Bikers mit der Tourismusförderung seines Heimatkantons. Das möchte Graubünden-Ferien-Chef Martin Vincenz einmal mehr nicht ausschliessen.

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