AWD-Altlasten in Österreich
Swiss Life kauft sich mit 13 Millionen frei

Mit dem Kauf des Finanzdienstleisters AWD, halste sich Swiss Life zahlreiche Probleme auf. Eines davon, konnte sie nun abschliessen.
Publiziert: 12.08.2013 um 13:59 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 05:33 Uhr

Die Swiss Life legt einen jahrelangen Rechtsstreit um angebliche Fehlberatungen durch die Tochter AWD in Österreich bei. Ganz abgeschlossen ist das Kapitel AWD für den Lebensversicherer aber noch nicht: In Deutschland sind ähnliche Fälle noch ohne Einigung.

Der Schlussstrich unter etwa 2000 Fälle aus österreichischen Sammelklagen kostet die Swiss Life rund 13,7 Mio Franken, wie der Konzern heute bekannt gab. Davon fliessen 8,6 Mio. Franken an Kunden, denen der Finanzproduktevertrieb AWD Geldanlagen empfohlen hatte, die sich in der Folge als verlustreich erwiesen.

Der Rest sind Kosten für das Verfahren, das die Swiss Life mit der österreichischen Konsumentenschützerorganisation Verein für Konsumenteninformation (VKI) ausgefochten hatte. Der VKI gab bekannt, dass die AWD-Nachfolgeorganisation Swiss Life Select sich heute in einem ganz anderen Gesicht zeige als der alte AWD.

Ursprünglich 40 Millionen Schadenersatz

Die heutige Swiss-Life-Select-Organisation mit ihrer flacheren Hierarchie sei nicht mehr mit dem früheren AWD-Strukturvertrieb vergleichbar, sagte VKI-Geschäftsführer Josef Kubitschek gemäss Mitteilung. Swiss Life hat die Tochter seit vergangenem Jahr umgekrempelt.

Den Vorwuf der «systematischen Fehlberatung» lasse man fallen. Laut dem VKI, der die Swiss Life ursprünglich auf 40 Mio. Euro Schadenersatz verklagt hatte, sind die Ansprüche der AWD-Kunden nun abgegolten. Laut Swiss Life wurden Fallgruppen einzeln beurteilt. Dabei hätten auch soziale Aspekte eine Rolle gespielt.

Ein Teil der strittigen Fälle betrifft die Zeit nach der Übernahme des AWD durch das Schweizer Versicherungsschwergewicht. Viele Kunden verloren Geld mit der Aktie der Gesellschaft Immofinanz, deren Wert mit der Finanzkrise und wegen eines Skandals 2007/2008 einbrach.

«Systematische Fehlberatung»

Die Swiss Life, die den Vergleich aus Rückstellungen finanziert, bestreitet gewisse Fehler nicht. Der Konzern wehrt sich aber gegen pauschale Verurteilungen. Mit der Anschuldigung der «systematischen Fehlberatung» ist die Swiss Life allerdings auch in Deutschland konfrontiert.

Dort ist noch einiges an Fällen, in denen ähnliche Anschuldigungen gegen den früheren AWD und den Mutterkonzern Swiss Life erhoben werden, offen. Wie Konzernsprecher Christian Pfister sagte, verhandelt die Swiss Life nicht wie in Österreich nur mit einem Ansprechpartner. Das mache die Lage komplizierter.

Von Maschmeyer distanziert

Eine Prognose für die Fälle in Deutschland gibt die Swiss Life nicht ab. Man fühle sich aber «komfortabel reserviert», was Rückstellungen betreffe, hiess es vom Lebensversicherer.

Das mit Finanzprodukteempfehlungen handelnde Unternehmen AWD war 1988 von Carsten Maschmeyer gegründet worden. 2007 kaufte die Swiss Life die Firma dem schillernden deutschen Geschäftsmann für 1,9 Mio. Fr. ab, verknüpft mit der Hoffnung, den europäischen Vertrieb zu stärken. Allerdings schrieb das Unternehmen dann längere Zeit Verluste und litt weiter unter dem Imageschaden, der durch die Berichte um Fehlberatungen entstanden war.

Im vergangenen November musste die Swiss Life auf dem Firmenwert fast 600 Mio. Fr. abschreiben. AWD wurde daraufhin in die bestehende Swiss-Life-Struktur integriert und in Swiss Life Select umbenannt. Das Unternehmen hat sich laut Swiss-Life-Chef Bruno Pfister von der Gründerfigur Maschmeyer gelöst. (sda)

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