Das Geschäftsmodell der Postfinance ist kollabiert. Dies bekommen jetzt die Kunden zu spüren. Zinsen wirft das Konto schon lange nicht mehr ab. Seit drei Wochen ist nun bekannt, dass die Postfinance ab nächstem Jahr zusätzlich Gebühren für die Kontoführung erhebt. Und die sind happig.
Fünf Franken pro Monat wird einem abgezogen, wenn man sein Konto bei der Postfinance hat. Viele Kunden sind wütend. Aber nicht nur sie. Auch bei der Post ist der Ärger gross, wie SonntagsBlick aus internen Quellen erfahren hat. Denn: Auch die Postangestellten werden zur Kasse gebeten. Sie profitieren nicht von Spezialkonditionen, wie es in anderen Unternehmen üblich ist, sondern müssen die normalen Gebühren zahlen.
Postfinance ist eine 100-prozentige Tochter der Post. Viele Angestellte empfinden es als Affront, dass auch sie dabei mithelfen müssen, der hauseigenen Bank wieder auf die Beine zu helfen. Auf Anfrage gibt sich das Finanzinstitut wortkarg.
«Dies war ein Entscheid der Post», schreibt eine Sprecherin auf die Frage, warum für Pöstler die gleichen Konditionen gelten wie für normale Kunden. Abzüglich der Postfinance-Angestellten arbeiten rund 55000 Menschen für die Post. Es gehört zum guten Ton, dass man sein Konto bei Postfinance hat und sich den Lohn dorthin auszahlen lässt.
«Unverständlich und kleinkrämerisch»
Kommt dazu: Schalterangestellte in den Postfilialen hatten die Zielvorgabe, ihren Kunden ein Konto bei der Postfinance schmackhaft zu machen. Jetzt stehen sie wegen der neuen Gebühren dumm da. «Unverständlich und kleinkrämerisch», findet David Roth, Zentralsekretär der Gewerkschaft Syndicom, den Entscheid der Post, «die Leute sind wütend darüber.» Die Gewerkschaft hat deshalb bereits eine interne Petition lanciert.
Doch wie reagieren die Kunden auf die neuen Gebühren? Lösen sie nun im grossen Stil Konti auf und ziehen Gelder ab, wie gerüchteweise zu lesen war? Dazu will die Post-finance keine Stellung nehmen. Sicher ist: Die Postfinance ist in einer verzwickten Lage. Jahrzehntelang lebte sie gut vom sogenannten Zinsdifferenzgeschäft. Das bedeutet: Sie zahlte den Kunden weniger Zinsen, als sie mit den angelegten Kundengeldern einnahm. Und sackte die Differenz ein.
Doch seit ein paar Jahren sind die Zinsen im Keller. Wegen der Negativzinsen zahlt die Postfinance teilweise sogar drauf. Hypotheken vergeben, wie es normale Banken tun, ist ihr per Gesetz verboten. Der Staatsbetrieb kann sich weder vorwärts- noch rückwärtsbewegen. Und nimmt nun offenbar den Ärger von Kunden und Arbeitskollegen in Kauf.