Achtung: Wahrscheinlichkeitsfalle
Geblendet vom grossen Jackpot

Kleiner Einsatz, möglicher gigantischer Gewinn – das ist die Wahrscheinlichkeitsfalle, in die sich die Spieler locken lassen.
Publiziert: 21.12.2017 um 13:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:37 Uhr
Um beim Euro-Millions-Jackpot abzuräumen, muss der Spieler jeweils die fünf richtigen Nummern und zwei korrekte Sterne ankreuzen.
Foto: THOMAS DELLEY
Harry Büsser

Wie viele Menschen vom Jackpot träumen, zeigt der Umsatz der Schweizer Lotterien und Wetten: Rund drei Milliarden Franken waren es 2016. Umgerechnet auf die Wohnbevölkerung entspricht das einem Spieleinsatz von 354 Franken pro Person. Gewonnen wurden im Durchschnitt 236 Franken. Die Spieler verlieren also 118 Franken pro Kopf und Jahr. 

Ein Verlustgeschäft mit Reizen

Je höher der Jackpot, desto mehr Menschen wollen Lotto spielen. Als im Jahr 2016 der Jackpot im Swiss Lotto auf 70 Millionen Franken stieg, wurden in der Deutschschweiz 1,4 Millionen Lottoscheine verkauft – das Siebenfache des Durchschnitts. Kleiner Einsatz, potenziell gigantischer Gewinn: Das ist die Wahrscheinlichkeitsfalle, in die sich die Lottospieler locken lassen. Je höher der Jackpot, desto eher wird vergessen, wie extrem unwahrscheinlich ein Gewinn ist. 

Hoher Jackpot, minimale Gewinnchancen

Das Schweizer Lotto hat sogar das System geändert, um bei der Höhe des Jackpots wieder eher mit Euro Millions mithalten zu können. Denn wegen des deutlich höheren Jackpots beim europäischen Konkurrenten spielten immer weniger Menschen Schweizer Lotto. Darum hat die Schweizer Lottogesellschaft Anfang 2013 die Wahrscheinlichkeit verkleinert, den Jackpot zu gewinnen: Neben den sechs Richtigen muss seither auch noch eine von sechs Glückszahlen richtig angekreuzt werden.

Durch diesen Systemwechsel stieg der Jackpot, weil die Wahrscheinlichkeit, ihn zu knacken, von 1 zu 24 Millionen auf 1 zu 31 Millionen sank. Allerdings ist bei Euro Millions die Wahrscheinlichkeit, den Jackpot zu knacken, immer noch tiefer bei 1 zu 139 Millionen. Zum Vergleich: Vom Blitz getroffen zu werden, ist fast 1000-mal, bei einem Verkehrsunfall zu sterben, sogar einige 10'000-mal wahrscheinlicher.

Nur sieben Mal vom Blitz getroffen zu werden, ist unwahrscheinlicher

Trotzdem gibt es Lottogewinner, und es gibt auch Unwahrscheinlicheres, das trotzdem manchmal passiert – zum Beispiel sieben Mal von einem Blitz getroffen zu werden. Die Gefahr, dass einem das passiert, steht zwar nur bei 1 zu 16 Quadrillionen (eine Zahl mit 24 Nullen), aber genau das ist dem Amerikaner Roy Cleveland Sullivan tatsächlich passiert, was ihn ins Guinnessbuch der Rekorde brachte. Unwahrscheinlicher ist es auch, dass die Münze beim Spiel «Kopf oder Zahl» 30-mal hintereinander mit der Kopfseite nach oben zeigt: Die Chance dafür liegt bei nur 1 zu 1,7 Milliarden.

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