Auf den Anruf des Nobelpreiskomitees warten viele Forscher ein Leben lang, fast alle vergebens. Klingelts dann doch, sind die meisten überrascht. So auch Paul Romer (62), einer der beiden gestrigen Gewinner. Er hätte das entscheidende Telefonat mit dem schwedischen Nobelkomitee am Montag beinahe verpasst. Die ersten zwei Anrufe hielt er für Werbung.
Dass der Anruf dagegen in die USA ging, war zu erwarten. Denn von 81 Personen, die seit 1968 mit dem Wirtschaftspreis geehrt wurden, waren 56 Amerikaner. Dahinter rangieren britische Forscher, die neunmal geehrt wurden. Einen Schweizer Preisträger gab es noch nie, einen deutschen einmal.
USA sind Epizentrum
Auch Frauen sind rar. 2009 wurde der Preis zum einzigen Mal an eine Ökonomin verliehen. Elinor Ostrom (†78) wurde für «ihre Analyse ökonomischen Handelns im Bereich Gemeinschaftsgüter» geehrt. Auch sie war Amerikanerin.
Wer also einen Wirtschaftsnobelpreis gewinnen will, ist am besten Amerikaner, Mann und weiss. Heute würden meist Arbeiten geehrt, die vor 20 bis 30 Jahren gemacht wurden, erklärt Professor David Hémous von der Uni Zürich den Umstand. Damals lag das Epizentrum der Wirtschaftswissenschaften noch stärker in den USA als heute. Und Ökonominnen waren seltener.
Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs
Der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn (70) macht den Nationalsozialismus für die US-Dominanz verantwortlich. Jüdische und andere Spitzenwissenschaftler seien aus Deutschland abgewandert, sagt Sinn in der «Welt». Das wirke bis heute nach. Andere Ökonomen sehen die US-Unis im Vorteil, weil sie mehr zahlten und damit die besten Forscher anlockten.
Zusammen mit Romer wurde der Amerikaner William Nordhaus (77) ausgezeichnet. Nordhaus' Forschung dreht sich um wirtschaftliches Wachstum. Aber nicht um jeden Preis – das Wachstum soll mit einem möglichst effizienten und schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen einhergehen. Nordhaus' Modelle analysieren Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft und Klima.
Romer wurde für seine Analysen über die Rolle von Ideen beim Wachstum geehrt. Diese zeigen, mit welchen Anreizen und Bedingungen Innovationen am besten erreicht werden.