Lohndumping par excellence: Am Montag hat ein KV-Unternehmer aus der Genfer Gemeinde Chêne-Bourg eine Stellenanzeige auf der Plattform jobup.ch publiziert. Gesucht ist eine «KV-Sekretärin zwischen 18 und 24 Jahren für ihre erste Anstellung». Lohn für die Vollzeitstelle: 1750 Franken pro Monat.
Das schreibt das Westschweizer Internetportal «20 minutes». Wer der dreiste Unternehmer ist, ist nicht bekannt.
Immer mehr Fälle
«Das ist ein skandalös tiefer Lohn, inakzeptabel», sagt Jesus Gomez von der Gewerkschaft SIT. «Aber es ist legal.» Grund: Im KV-Sektor sind die Verkäufer mit einem Gesamtarbeitsvertrag geschützt, nicht aber die Mitarbeiter mit administrativen Tätigkeiten. Darum können Arbeitgeber so tiefe Löhne anbieten, wie sie wollen. Gomez weiter: «Nicht alle Fälle sind so schlimm wie dieser. Aber es gibt immer mehr davon.»
Jobup.ch hat die Anzeige mittlerweile gelöscht. Die Marketingverantwortliche Mara Pasquali erklärt: «Für uns ist es eine ethische Frage, obwohl die Lohnfrage rechtlich nicht relevant ist. Bei Diskriminierung wegen Rasse oder Geschlecht ist das anders.»
Leute arbeiten zu diesen Konditionen
Die Job-Plattform hat den Arbeitgeber, der das Inserat aufgeschaltet hat, kontaktiert. Und ihn gefragt, ob es sich um einen Fehler handle. «Er sagte, er habe mit den 1750 Franken eine Gehaltsschätzung abgegeben, darum haben wir das Inserat heruntergenommen.»
Aber hat sich jemand auf die Annonce hin beworben? Pasquali: «Ich glaube schon, ich wäre nicht überrascht.» Und auch Gewerkschafter Gomez sagt: «Ich kenne Genfer, die zu solchen Konditionen arbeiten.» (kst)