Von Eis zu Wasser
280'000'000'000 Tonnen des grönländischen Eispanzers, das sind 280 Gigatonnen, haben sich alleine im letzten Jahr in Wasser aufgelöst. Weitere 219 Gigatonnen Eis sind in derselben Zeit in der Antarktis abgeschmolzen. Dazu kommen unzählige Gletscher, welche Jahr für Jahr schrumpfen.
Mit jeder Tonne geschmolzenem Eis steigt der Meeresspiegel. Doch nicht nur die schmelzenden Eisschilde lassen das Meer ansteigen. Die Klimaerwärmung wirkt sich direkt auf die Meere aus. Denn Wasser dehnt sich aus, je wärmer es wird. Erwärmen sich die Ozeane, überschwemmen sie die Küsten.
Eis schmilzt viermal schneller als gedacht
Dass der Meeresspiegel steigt, zeigen jährliche Messungen. Laut Nasa beträgt das jährliche Wachstum 3,2 Millimeter pro Jahr, Tendenz steigend. Wie rasant sich das Wachstum beschleunigen wird, darüber spekulieren Forscher. Eine wichtige Stimme: Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), kurz: der Weltklimarat. Diese der Uno angegliederte Organisation bringt Tausende Forscher zusammen, welche wiederum Hunderte Forschungen auswerten und zu einem Bericht vereinen.
2007, in ihrem vierten Bericht, prognostizierten sie einen zusätzlichen Meeresspiegel-Anstieg von maximal 59 Zentimetern bis Ende dieses Jahrhunderts. Im fünften Bericht 2013 erhöhten sie diesen Wert auf maximal 98 Zentimeter. Ende September dieses Jahres wird der sechste Bericht erwartet. Bereits ist zu vernehmen, dass das eher vorsichtig prognostizierende IPCC die Zahlen erneut nach oben korrigieren muss. Denn immer genauere Satelliten ermöglichen es, unsere Welt besser zu vermessen. Ein Ergebnis dieser Forschungen wurde Anfang 2019 publizierte: Der Grönland-Eispanzer schmilzt viermal so schnell wie gedacht.
65 Meter-Anstieg des Meeresspiegels
Doch selbst wenn der CO2-Ausstoss stark reduziert wird und sich die globale Temperatur stabilisieren sollte: Das Ökosystem ist wie ein Tanker auf offenem Meer – es lässt sich nur sehr träge steuern. Das Schmelzen wird noch Hunderte Jahre weitergehen. Sollte irgendwann alles Eis der Welt weg sein, wird die Küste zukünftig 65 Meter höher zu finden sein.
Doch schon eine Erhöhung des Meeresspiegels um wenige Zentimeter hat gravierende Folgen: Viele Megastädte sind direkt am Meer gebaut. Inselgruppen wie die Malediven liegen nur wenige Zentimeter über dem Meereshorizont. Zusätzlich können Stürme tiefer ins Festland eindringen und Überschwemmungen nach sich ziehen.
Folgende Simulationen zeigen, was passiert, wenn sich der globale Temperaturanstieg fortsetzt und der Meeresspiegel wie prognostiziert steigt und dabei keine Massnahmen ergriffen werden. Simuliert wird ein Meeresspiegelanstieg anhand verschiedener Szenarien: Bei einem globalen Temperaturanstieg von eineinhalb Grad, zwei Grad sowie drei Grad. Die Vereinten Nationen haben sich 2010 zum Ziel gesetzt, die globale Temperatur nicht über zwei Grad steigen zu lassen. Viele Inselstaaten kritisieren diesen Entscheid und verlangen, 1.5 Grad anzupeilen. Doch Forscher bezweifeln, dass selbst eine Temperaturerhöhung um zwei Grad kaum mehr zu erreichen sei. Der Anstieg des Meeresspiegels wie in der Simulation wird zwar länger als bis Ende dieses Jahrhunderts dauern, die Folgen werden jedoch für Europa und den Rest der Welt gravierend sein.