Was ist das?», will der kleine Herr mit dem grossen Bauch von seinem Mitarbeiter wissen. «Siedfleisch, Chef!» – «Und das drum herum?» – «Senfkruste, Chef!» Eigentlich kennt Samuel Schneeberger jedes einzelne Gericht, dieses muss neu sein. Schneeberger ist Geschäftsführer von Gate Gourmet Zürich, einer Tochterfirma von Gategroup, dem führenden Anbieter von Airline Catering. Der Konzern, vor zwei Jahren von der chinesischen HNA-Gruppe übernommen, erzielte 2017 einen Umsatz von 4,6 Milliarden Franken.
Der Markt für Bordessen ist hart umkämpft, die Gewinnmargen sind klein. Caterer buhlen um jede Fluggesellschaft. Druck spüren sie auch, weil immer mehr Airlines nach dem Vorbild von Billigfluggesellschaften auf Strecken innerhalb Europas auf die kostenlose Verpflegung ihrer Passagiere verzichten.
Beim Feedback einer Airline ist das Essen immer weit vorne.
Schneeberger und sein Team in Kloten, einem der grössten der 200 Standorte, sind verantwortlich für das, was wir auf diversen Flügen ab Zürich-Kloten serviert bekommen. Sie kochen, verarbeiten, portionieren, verpacken und beladen die Flieger. Trockenes Poulet, verkochte Pasta, leckerer Kuchen, feiner Gratin – bedanken Sie sich bei Gate Gourmet. Wobei es um Sie gar nicht geht. Kunde ist die Airline, die mit Gate Gourmet zusammenarbeitet.
Weltweit verlassen sich über 300 Airlines auf die Firma und servieren deren Gerichte ihren Kunden, also uns Passagieren. Neben Bordmenüs und Getränken lädt Gategroup auch Duty-Free-Artikel sowie Decken und Kissen in den Flieger. Schneeberger ist für 1000 Mitarbeiter aus 65 Nationen verantwortlich, die täglich bis zu 60'000 Mahlzeiten produzieren und auf mehr als 200 Flüge laden, und trotzdem wirkt der 54-Jährige jederzeit gelassen. Er ist einer der Menschen, die einem sofort sympathisch sind, ohne es darauf anzulegen. Als Chef streng, aber fair. Seit 30 Jahren ist er im Geschäft, kaum einer weiss so viel über Bordverpflegung wie der Mann aus Bülach ZH.
Er holt seine Gäste bei der Eingangskontrolle ab und führt sie über die Zollgrenze in sein Reich am Flughafen Zürich. In eine Produktionsstätte, in der Kochtöpfe, Mengenangaben und Produktionsrhythmen ganz andere Dimensionen haben. Wir betreten eine der grössten Küchen der Schweiz.