Gabi Schwegler (31): SonntagsBlick-Autorin
Wie lebt es sich als Frau in Zeiten von Donald Trump?
«Er prahlt mit sexuellen Übergriffen auf Frauen. Er lässt sich aus über das Gesicht und die Figur seiner Feindinnen. Er kriminalisiert Abtreibungen. Er, das ist Donald Trump: US-Präsident, Sexist, Rassist.
Seine Worte und sein Verhalten treffen mich. Als Mensch und als Frau. Ich bin keine überempfindliche Feministin, denn ich bin abgehärtet. Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie, mit zwei Brüdern, in einem kleinen Dorf. Im Fernsehen schauten wir Formel 1 und die Bikini-Fernsehserie ‹Baywatch›, die Rollenverteilung meiner Eltern ist traditionell. Diese Kindheit, dieser Ort war wahrlich keine Wiege der Emanzipation.
Es ist das Leben als erwachsene Frau in diesem Land, in dieser Welt, das mich zu dem machte, was manche – nicht wenige – abschätzig als Emanze bezeichnen.
Es sind idiotische Machos wie Trump, die einem Frauenbild Sukkurs leisten, das in der Steinzeit verwurzelt ist. Es macht mir Angst, dass Frauenfeindlichkeit von höchster Stelle ohne Konsequenzen bleibt. Und sogar ins Weisse Haus führt.
Es sind die kleinen und grösseren Erlebnisse in der eigenen Biografie. In der KV-Lehre nannte mich ein Chef immer «Chliini Bohne», ein Lieferant (Tiefkühlprodukte) sprach mich konsequent mit «Schätzeli» an. Meinen Unterstift nannten alle beim Vornamen. Immer.
Bei einem ehemaligen Arbeitgeber erfuhr ich per Zufall, dass ein jüngerer Kollege, der erst noch weniger lang in der Firma war, monatlich 800 Franken mehr verdiente als ich. Für die gleiche Position. Als ich meinen Chef deswegen zur Rede stellte, meinte der, er müsse mir den Grund für den Unterschied nicht erklären. Es war unser letztes Gespräch.