Als er tot war, habe er ausgesehen wie Jesus Christus, behaupteten die Nonnen, die den Aufgebahrten noch gesehen hatten. Der französische Philosoph Jean-Paul Sartre nannte ihn den «vollständigsten Menschen seiner Zeit». Derselbe Mensch hielt einem Kampfgenossen kurzerhand die Pistole an die Schläfe und drückte ab, weil er diesen für einen Verräter hielt. Er war Oberaufseher «revolutionärer Tribunale», die Regimegegner reihenweise in den Tod schickten, und ein Stalin-Bewunderer, der in jungen Jahren Briefe mit «Stalin II» unterzeichnet hatte. Und der Mann, der im Tod angeblich ausgesehen hatte wie Jesus, war treibender Akteur in der Kubakrise, welche die Welt vor exakt 55 Jahren an den Rand des dritten Weltkriegs brachte – der glücklicherweise, aber zu seinem Bedauern, nicht eintrat.
Am 9. Oktober 1967, vor einem halben Jahrhundert also, ist der Revoluzzer Ernesto Che Guevara umgekommen: ein «Held, Henker und Herzensbrecher», urteilte der «Stern». Im heldenhaften Guerillakampf im bolivianischen Urwald, so wollte es die Revoluzzer-Romantik. In Tat und Wahrheit war es das erbärmliche Ende einer verwahrlosten, vom Durchfall geplagten Gestalt, erschossen von einem besoffenen Feldweibel der bolivianischen Armee. Drei Leben hat dieser Mann gelebt. Das erste im Licht der kubanischen Revolution als «Comandante Che». Das zweite im Schatten des Dschungels in Bolivien. Das dritte als unsterbliche Lichtgestalt geschäftstüchtiger Kapitalisten und romantischer Kommunisten.
Bilder wie dieses machten Ernesto Che Guevara zu einer Ikone für die Nachwelt.