Fast unbemerkt kommt es am Donnerstag zu einer spektakulären Premiere. Ester Ledecka, vor einem Jahr Snowboard-Weltmeisterin im Parallelslalom, nimmt am Training für die Ski-Abfahrt in Garmisch teil. Dies ist umso verblüffender, weil sie bei schwierigen Bedingungen mit Nummer 50 auf den 20. Rang fährt – nur 1,75 Sekunden hinter der Bestzeit! Ihr verrückter Plan: Sie will zwischen Ski- und Snowboard-Weltcup pendeln. Und ihre Ambitionen sind in beiden Sportarten hoch. Sie träumt von einem Doppelstart bei Olympia 2018!
Ledecka zu BLICK: «Ich weiss, es klingt wahnsinnig. Die Planung ist ein Riesenaufwand. Das ganze ist hart und der Weg ist lang. Aber ich liebe es! Es hat noch nie jemand versucht, in diesen zwei Sportarten top zu sein. Ich will die erste sein, die es schafft!» Früher hätten ihr die Trainer immer klarmachen wollen, dass sie sich für eine Sache entscheiden müsse. «Seit ich 15 bin, sehen sie endlich ein, dass beides geht.» Betreuer Tomas Bank: «Sie ist wie Forrest Gump. Was sie erreichen will, kann sie. Ein unglaubliches Talent, das im Training kaum zu bremsen ist.»
Ihr Geld, das sie mit Boarden verdient, investiert Ester in die Ski-Karriere. Weil sie auf eigenen Beinen stehen will, beginnt die Pragerin nach der Saison ein Wirtschafts-Studium. Die Unterstützung der Familie ist ihr so oder so gewiss. Grossvater Jan Klapac, 1972 mit der Tschechoslowakei Eishockey-Weltmeister, war ihr grösster Förderer. Vater Janek ist in der Heimat ein berühmter Balladen-Sänger.
Und wie geht sie mit der Rivalität zwischen Skifahrern und Snowboardern um? «Wenn ich beim Ski bin, lästere ich aus Spass über die Boarder. Oder umgekehrt», erzählt sie lachend. Ihr Ziel für Garmisch: «Erfahrungen sammeln und ein gutes Gefühl für den Ski-Weltcup holen.»