Im Final auf dem Centre Court in Paris Rafael Nadal bezwingen zu wollen, ist wie am Fusse des Mount Everest ohne Steigeisen und Sauerstoffflasche zu stehen. Es ist die ultimative Herausforderung im Tennis – und auch Stan Wawrinka hat sie nicht bewältigt. Wir träumten vom Unmöglichen, erwachen als hätte uns jemand einen Eimer Wasser über den Kopf geleert.
Aber Schlimmes ist nicht passiert, es war nur ein Traum. Stans erster verlorener Grand-Slam-Final wird ihn einen Moment lang ärgern. Doch dann darf er es geruhsam abhaken, diese French Open als eine Erfolgsgeschichte in Erinnerung halten. Nach einem miserablen Start in die Sandsaison steigerte er sich in einen Lauf, den nur der Sandplatzkönig stoppen konnte. Wohl kein anderer Spieler hätte «Stan the Man» am vierten Grand-Slam-Sieg hindern können.
Nadal hat seine Mission «Decima» verdient erfüllt. In vier Versuchen hatte auch Federer im Roland-Garros-Final nie eine Chance. Stan hätte seinem Freund Roger allerdings mit einem Sieg einen Gefallen getan. Im Rennen um die meisten Grand-Slam-Titel nämlich heftet sich Nadal mit dem 15. Major-Titel lästig an Federers Fersen.
Der 32-jährige Mallorquiner ist drei Jahre jünger als der 18-fache Major-Sieger. Bleibt er gesund, könnte er mit seinem für Sand gemachten Tennis auch die nächsten fünf Ausgaben in Paris gewinnen. Aber keine Panik, Wimbledon wartet auf Federer. Was den ewigen Grand-Slam-Rekord angeht, steht Nadal am Fusse des Mount Everest.