Wenn Bernhard Russi (68) auf SRF ankündigt: «Das gseht schnäll uus», dann stimmt das meistens. Jahrzehntelang haben wir uns auf die Analyse der Urner Ski-Legende verlassen, die just heute vor 45 Jahren in Sapporo Olympiasieger wurde. Bekanntlich hören er und Kommentator Matthias Hüppi (58) nach der Ski-WM in St. Moritz aber auf (BLICK berichtete). Die bange Frage: Wer sagt uns in Zukunft, wer schnell ist und wer nicht?
Die Technik. Unabhängig vom Abgang von Hüppi/Russi wird in den zwei WM-Wochen für die Zukunft aufgerüstet. Das Geheimnis: ein 12 Gramm leichter Transponder hinten an den Skischuhen der Starter (weil diese Platzierung am ungefährlichsten ist). Über diesen können die Fahrten punktgenau und live ausgewertet werden. Wie schnell düsen die Männer durch die berüchtigte Startpassage «Freier Fall»? Wie weit geht welcher Sprung? Wer kommt schneller aus der entscheidenden Kurve heraus und hat dann mehr Tempo für die Gleiterpassage? Nicht mehr nur Russi weiss das in St. Moritz, sondern auch der Computer.
Das System nennt sich «Longines Live Alpine Data», entwickelt durch Ingenieure des Uhrenherstellers aus St.Imier BE für dessen Tochter-Gesellschaft Swiss Timing. Alain Zobrist, CEO von Swiss Timing, erklärt heute seiner Regionalzeitung, dem «Journal du Jura»: «Bisher gab es die Zeiten vom Start, zu den Zwischenzeiten, bis ins Ziel. Diese neue Technik ermöglicht uns eine ganze Menge an zusätzlichen Daten, in Real-Time und während des ganzen Rennens.» Vorerst während Abfahrt und Super-G.
Sichtbar werden die Daten einerseits für die TV-Zuschauer sein. Daneben soll sie jedoch auch fürs Training der Athleten wichtig werden. Endlich sehen sie mal auf die Hundertstelsekunde genau, wie viel schneller welche Linie ist. Nur: Warum eigentlich immer noch Hundertstelsekunden? Das geht doch heute viel genauer? Zobrist bestätigt: «Effektiv können wir heute eine Millionstelsekunde messen.» Und damit Gleichstände beim Kampf um die Medaillen verhindern. Aber die Sportverbände geben die Regeln vor, in diesem Fall die FIS. Und diese Regeln besagen trotz aller Technik weiterhin: Hundertstelsekunden sind das Maximum.