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In St. Moritz zwischen Himmel und Hölle
Lara zurück auf der Gefühls-Achterbahn

Siege, Stürze, Triumphe und Dramen: In St. Moritz erlebte Lara Gut-Behrami schon alles. «Ich freue mich, wieder hier zu sein», sagt sie.
Publiziert: 07.12.2018 um 23:06 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2018 um 09:53 Uhr
«Lara ist heiss auf das Podest»
2:57
Frauen-Cheftrainer Tschuor:«Lara ist heiss auf das Podest»

Erinnern Sie sich an den 
2. Februar 2008? An diesem Tag rast eine 16-jährige Tessinerin in St. Moritz nicht nur auf Platz 3, sondern auch mitten in die Herzen der Schweizer Skifans. Und das bei ihrer ersten Weltcup-Abfahrt und trotz eines Sturzes. Ihr Name: Lara Gut. «Einerseits habe ich das Gefühl, das sei ewig her. Anderseits ist es wie vorgestern», erinnert sich die 27-Jährige. Dabei muss sie – seit dem Sommer heisst sie Gut-Behrami – schmunzeln.

Dann wird Lara nachdenklich. «Es ist mega viel passiert bis heute. Ich bin viel weiter als damals, habe mich weiterentwickelt. Damals war alles neu, 
ich wusste nicht mehr als: Ich probiers, und wir sehen, was rauskommt! Das ist auch jetzt so. Aber ich habe einige Tipps und Tricks auf Lager.»

Gut wird als Zicke bezeichnet

Auffallend oft wechselten sich ihre Dramen und Höhepunkte genau hier, in St. Moritz, ab. Rückblick. Nach ihrem dritten Platz 2008 geht es für das Ski-Wunderkind weiter steil nach oben. Bereits im Dezember ist sie erstmals die Schnellste, gewinnt den Super-G. Und das bei ihrem erst fünften Einsatz in dieser Disziplin. Rekord. Aber es fliegen Lara nicht mehr nur Sympathien zu – sie wird auch mal als Zicke bezeichnet.
Darauf angesprochen, meinte der Teenager aus Comano TI lachend: «Eine Zicke? Ich bin eher eine Wildsau. Und ich bin 
im Sternzeichen Stier. Das passt auch. Ich habe einen harten Kopf.»

Dank dieses harten Kopfs gewinnt sie in den folgenden Jahren 23 Rennen. Dann, im März 2016, steht Lara zuoberst: Als erste Schweizerin seit Vreni Schneider 1995 holt sie den Gesamtweltcup. Später stellt sie ernüchtert fest: «Das sollte der Höhepunkt der Karriere sein, aber als Mensch war es der Tiefpunkt in meinem Leben. Trotz des Erfolgs habe ich mich völlig verloren gefühlt.»

Verletzung als Befreiung

Im Februar 2017 liegt Lara dann, kurz nachdem sie im Super-G WM-Bronze holte, auch faktisch am Boden. Beim Einfahren des Kombi-Slaloms zerfetzt sie sich das Kreuzband. Monate später erklärt sie zur Verwunderung aller: «Am glücklichsten in meiner Karriere fühlte ich mich drei Sekunden nach dem Kreuzbandriss.» Zu viel Druck, zu viel Müssen statt Dürfen – ihr war die Freude am Skifahren vergangen. Die Verletzung war für sie eine Befreiung.

Heute hat Gut-Behrami ihre Freude wieder gefunden. Nur stimmen die Resultate nicht. «Ich habe komplizierte Rennen hinter mir. Aber ich freue mich, wieder hier in St. Moritz zu sein.» Es wäre der passende Ort für eine Wende.

Shiffrin siegt im Super-G
Erster Podestplatz für Lara als Gut-Behrami in St. Moritz!

Zum ersten Mal seit ihrer Namensänderung fährt Lara Gut-Behrami aufs Podest. Der Sieg im Super-G in St. Moritz indes geht an Mikaela Shiffrin. Michelle Gisin und Joana Hählen glänzen mit den Plätzen 5 und 7.
Publiziert: 08.12.2018 um 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2018 um 16:16 Uhr
«Schön, auch als Gut-Behrami schnell zu sein»
2:06
Lara in St. Moritz auf Podest:«Schön, auch als Gut-Behrami schnell zu sein»

Das Podest
1. Mikaela Shiffrin (USA) 1:11,30

2. Lara Gut-Behrami (Sz) +0,28

3. Tina Weirather (Lie) +0,42


Die Schweizerinnen
Mit einer Top-Fahrt überzeugt Lara Gut-Behrami in St. Moritz. Erstmals schaffts die Tessinerin seit ihrem Namenswechsel auf Gut-Behrami aufs Podest. Vor allem im unteren Teil gibt Lara Gas – Platz 2 der verdiente Lohn. Ist sie zufrieden damit? «Es geht so», erklärt sie gegenüber SRF. «Mein Instinkt sagt mir, dass immer noch etwas fehlt. Ich konnte zwar eine saubere Linie fahren, aber ich muss noch mehr riskieren können, das hat jeweils den Unterschied gemacht. Es ist aber schön, wieder vorne mitzumischen. Ich werden versuchen, den Schwung für die nächsten Rennen mitzunehmen.»

Das sagen Gisin, Holdener und Hählen zu ihrem Rennen
2:21
Super-G in St. Moritz:Das sagen Gisin, Holdener und Hählen zu ihrem Rennen

Wendy Holdener ist die erste Schweizerin, die sich auf der Corviglia auf die Piste wagt. Die Schwyzerin fährt gut, verliert aber letzlich fast zwei Sekunden auf Siegerin Shiffrin. Michelle Gisin ist sehr gut unterwegs, kann den Rückstand in Grenzen halten und fährt nur knapp hinters Podest. Vorjahressiegerin Jasmine Flury indes schultert im Ziel einen grossen Rückstand, während Joana Hählen mit einer starken Fahrt in die vorderen Ränge hineinsticht. Auch über zwei Sekunden verliert Corinne Suter, trotz Fahrt ohne grössere Probleme. Rahel Kopp kommt mit Startnummer 42 nicht auf Touren. Insgesamt aber eine starke Team-Leistung der Schweizerinnen.

5. Michelle Gisin +0,76
7. Joana Hählen +1,55
11. Wendy Holdener +1,85
17. Corinne Suter +2,03
20. Priska Nufer +2,34
30. Rahel Kopp +2,88

34. Jasmine Flury +3,07

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Starker Auftritt von Lara Gut-Behrami im Super-G von St. Moritz!
Foto: Keystone


 

So lief das Rennen

Von den ersten 6 Fahrerinnen landen gerade mal deren zwei im Ziel! Drei davon scheiden aus, Tessa Worley ist nicht am Start. Dann knallt Lara Gut-Behrami eine Top-Fahrt in den Schnee, verweist Tina Weirather auf die Plätze. Nur Mikaela Shiffrin kann der Tessinerin da noch das Wasser reichen – und wie! Die US-Amerikanerin bleibt cool, zeigt eine scheinbar lockere Fahrt – und löst Lara an der Spitze ab.


Das gab zu reden
Vor einem Jahr schlug hier ihre Sternstunde: Jasmine Flury brettert sensationell zum Super-G-Sieg in St. Moritz. Doch genau nach diesem Sieg fiel Flury in ein Loch. «Ich kann es nicht genau ­erklären, warum. Aber der Sieg nahm mir das Selbstvertrauen. Ich habe mich verloren», erklärt die Bündnerin. Nun, ein Jahr später, ist der Knopf scheinbar noch nicht richtig offen.


Die Bedingungen

Traum-Wetter in den Bündner Bergen! Die Sonne strahlt mit den Athletinnen um die Wette und taucht das Engadin in ein herrliches Licht. Bei Minus 5 Grad finden die Fahrerinnen perfekte Bedingungen mit kompaktem, aggressivem Schnee vor. (wst)

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