Vs

Seit 2007 kein Triumph mehr
Wer beendet die schwarze Schweizer Slalom-Serie?

Seit dem Marc Ginis Triumph im November 2007 auf der Reiteralm hat die Ski-Schweiz nie mehr einen Weltcup-Sieg im Slalom bejubelt. Doch jetzt haben wir endlich wieder eine Zick-Zack-Truppe, welche diese schwarze Serie schon heute in Levi beenden könnte.
Publiziert: 17.11.2018 um 17:12 Uhr
|
Aktualisiert: 17.11.2018 um 23:13 Uhr
1/10
Daniel Yule fährt so konstant wie kein anderer Swiss Ski-Athlet.
Foto: KEY
Marcel W. Perren

Der Zuverlässige 

Kein ­anderer Swiss Ski-Athlet fährt so konstant wie Daniel Yule (25). In den letzten ­zwanzig Slaloms klassierte sich der ­Walliser mit schottischen Vorfahren in den Top-12. Im letzten Winter fuhr er in Kitz­bühel und Schladming seine ersten Podestplätze im Weltcup ein. Jetzt ist der Team-Olympiasieger reif für den ersten grossen Einzelsieg.

Der Gambler

Luca ­Aerni (25) liebt das Risiko, deshalb ist die Ausfallquote beim Kombi-Weltmeister höher als bei einem Daniel Yule. Doch wenn Aerni ins Ziel kommt, schwingt er meistens mit einer sehr guten Zeit ab. So wie im letzten Winter in Madonna die Campiglio, als nur Marcel Hirscher schneller war. Auch in Levi vor ­einem Jahr war der Berner mit Walliser Wurzeln richtig schnell. Damals belegte er in der End­abrechnung ex aequo mit Yule den vierten Rang.

Der Riese

Ramon Zenhäusern (26) war DER Aufsteiger der letzten Saison. In Pyeongchang bescherte der 2-Meter-Mann mit Silber der Ski-Schweiz die erste Olympia-Slalom-Medaille seit Jaques Lüthy 1980. Bei den Weltcup-Klassikern in Kranjska Gora und Wengen carvte der Oberwalliser auf die Ränge drei und vier. Zenhäusern ist auf flachem Terrain ­praktisch unschlagbar. Und heute wird er in Levi in den Genuss vom flachsten Startabschnitt im Weltcup-Zirkus kommen!

Der Hochgepriesene

Loïc Meillard (22) gehört zwar der Riesenslalom-Gruppe an, der im Wallis wohnhafte Neuenburger besitzt aber auch ein riesiges ­Slalom-Potenzial. Sein bestes Ergebnis realisierte er im Vorwinter als Sechster in Levi. Der 22-Jährige wird selbst von Marcel Hirscher als der grosse Alpin-Dominator der Zukunft angepriesen. Bis jetzt hat der Bruder von Melanie den Sprung auf ein Weltcup-Podest aber noch nie geschafft.

Der Rock’n’Roller

Der Lausanner Marc ­Rochat (25) spielt Gitarre und liebt rockige Klänge. Auf der Piste landete er beim letzten Slalom in Kranjska Gora als sechster erstmals in den Weltcup-Charts. Zuvor ist er ­allerdings sieben Mal in Serie ausgeschieden. Rochat ist aber davon überzeugt, dass er seit seinem Skiwechsel von Atomic auf Nordica weniger fehleranfällig ist.

Der Zweitgrösste

Bezüglich Körperlänge ist ­Sandro Simonet (23) schon jetzt die Nummer 2 im Swiss-Ski-Team – nur Ramon Zenhäusern ist noch grösser als der 1,91-Meter-Mann aus dem Kanton Graubünden. Den ­grössten Auftritt im Weltcup hat der Sohn eines Bus-Chauffeurs aus Tiefencastel im vergangenen März abgeliefert, als er sich in Kranjska Gora mit der zweitbesten Laufzeit hinter Ramon ­Zenhäusern vom 24. auf den 8. Schlussrang verbesserte.

Der Leidgeprüfte

Reto Schmidiger (26) hat 2010 und 2011 Slalom-Gold bei den Junioren-Weltmeister­schaften gewonnen. In dieser Zeit feierte der Cousin von Luzern-Goalie David Zibung auch das erste Top-8-­Ergebnis im Weltcup. Doch in der Folge wurde der ­Nidwaldner immer wieder durch Verletzungen zurück­geworfen. Wie im letzten Winter: Drei Wochen nachdem er in Levi auf den 10. Rang fuhr, blieb «Schmidi» in Val d’Isère nach einem Slalom-Sturz mit einem gerissenen Kreuzband liegen. Jetzt wagt der 26-Jährige sein nächstes Comeback.

Der grösste Name

Als Mike von Grünigen 1997 in Sestriere (It) WM-Gold im Riesenslalom gewann, war sein Sohn Noel zwei Jahre alt. Heute gibt der Erbe des ­grossen MvG sein Weltcup-Debüt. Eine vordere Platzierung darf von NvG aber noch nicht erwartet werden. Der Zimmermann-Lehrling hat im Februar zwar ein FIS-Rennen ­gewonnen, im Europacup war er noch nie besser als Zehnter.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Gutes Schweizer Resultat
Hirscher siegt beim Saisonauftakt – Zenhäusern verpasst das Podest knapp

Hirscher gewinnt den Saison-Auftakt in Levi. Ramon Zenhäusern verpasst das Podest mit Platz 4 nur knapp. Die Überraschung des Tages heisst Tanguy Nef, der Neuling fährt sensationell auf Platz 11.
Publiziert: 18.11.2018 um 13:18 Uhr
|
Aktualisiert: 18.11.2018 um 17:01 Uhr
Zenhäusern verpasst das Podest knapp – Nef überrascht!
1:00
Hirscher gewinnt Levi-Slalom:Neuling Nef mit Riesen-Überraschung!
Emanuel Gisi

Die Top 3:

1.     Marcel Hirscher 54.27 Sekunden
2.     Henrik Kristoffersen (No) +0,09
3.     Andre Myhrer (Sd) +1,41
4.     Ramon Zenhäusern (Sz) +1,45

Die Schweizer: Fünf unserer Slalom-Trümpfe fahren in die Top 16! Loïc Meillard (25. nach dem ersten Durchgang) zeigt einen ausgezeichneten 2. Lauf, lässt Gegner um Gegner hinter sich und kämpft sich auf Platz 14. Luca Aerni (1. Lauf: 19.), letztes Jahr hier Vierter, zeigt eine wilde Fahrt, verliert trotz mehrerer Schnitzer im unteren Teil erstaunlich wenig Zeit. Er wird 16. Ramon Zenhäusern gelingt ein neues Levi-Bestresultat. Das Finnland-Rennen mag nicht sein Lieblings-Slalom sein, der beste Schweizer ist er dennoch. Gegner um Gegner fällt hinter ihn zurück. Am Ende schaut Platz 4 für ihn heraus – um vier Hundertstel verpasst er das Podest! Allzu unglücklich dürfte der Walliser darob allerdings nicht sein. Anders die Gefühlslage bei Daniel Yule: Der beste Schweizer nach dem 1. Lauf (7.) verliert an Terrain, dank den Schwächen der Gegner wird er immerhin noch Sechster.

Der Überraschungsmann: Tanguy Wer? Der Genfer Tanguy Nef (21) studiert in den USA, bestritt in der letzten Saison hauptsächlich Rennen auf der Nor-Am-Tour und auf Universitäts-Ebene, wo er fleissig Punkte sammelte. In Levi fährt er im 1. Durchgang mit Startnummer 40 auf Platz 15. Und auch im 2. Lauf behält er die Nerven, gewinnt in der Schlussabrechnung sogar noch an Terrain und wird 11.! Eine Riesen-Überraschung, ihn hatte vor dem Rennen niemand auf dem Zettel. Er sichert damit dem Schweizer Team einen weiteren Startplatz fürs nächste Rennen.

So lief der 2. Lauf: Erst Jean-Baptiste Grange (Fra), 18. nach Durchgang 1, kann Meillards Aufholjagd stoppen. Der Franzose hält sich seinerseits lange an der Spitze, bis ihn Doppelmeter Ramon Zenhäusern an der Spitze ablöst. Der muss sich Myhrer geschlagen geben, aber sonst scheitert einer nach dem anderen – bis die Top 3 kommen. Der junge Franzose Clement Noel ist stark unterwegs, bis er kurz vor Schluss ausscheidet. Dann zeigen die grossen Zwei, wer die Chefs im Ring sind: Henrik Kristoffersen und Marcel Hirscher sind eine Klasse für sich. Am Ende behält wieder einmal Hirscher hauchdünn das bessere Ende für sich.

Die Stimmen: Loïc Meillard zu SRF: «Jetzt sind wir in die Saison gestartet und können die nächsten Rennen noch mehr geben. Das erste Rennen ist immer schwierig. Man weiss nicht, wo man steht, es gibt immer positive Dinge, die man mitnehmen kann.»

Luca Aerni: «Letztes Jahr war für mich als Vierter sicher besser als dieses Jahr. Aber es gibt noch viele Rennen. Jetzt muss ich an der Lockerheit arbeiten.»

Ramon Zenhäusern: «Ich darf mich nicht beklagen mit dem Fehler, den ich im unteren Teil gemacht habe. Dieses Resultat nehme ich mehr als gerne.»

Tanguy Nef: «Es ist unglaublich. Das Gefühl auf der Strecke war super. Morgen feiere ich meinen 22. Geburtstag, das ist ein super Geschenk für mich. Vor dem ersten Lauf war ich nervös, ich habe gedacht: Mach, was du kannst. Auf der Strecke war das Gefühl dann solid.» 

So geht’s weiter: Für die Männer beginnt nächste Woche in den kanadischen Rockies die Speed-Saison mit einem Super-G und einer Abfahrt in Lake Louise. Für die Techniker geht es am 2. Dezember mit dem Riesenslalom von Beaver Creek (USA) weiter.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?