Normalerweise hat Wendy Holdener keine Mühe, wenn der Wecker in aller Herrgottsfrühe läutet. Am Samstag ist das für einmal anders. «Ich hatte kein gutes Gefühl beim Aufstehen», erzählt sie. Auf der 45-minütige Busfahrt zum Rennhang von Kranjska Gora (Sln) ist sie müde, schläft sogar wieder ein. «Erst bei der Besichtigung bin ich richtig aufgewacht», so die 24-Jährige schmunzelnd.
Tatsächlich zeigt die Schwyzerin schon im ersten Lauf, dass ihre zwei Top-10-Plätze in dieser Riesen-slalom-Saison kein Zufall sind. In ihrer einstigen Sorgendisziplin greift die Kombi-Weltmeisterin voll an, drückt die Kanten bestimmt, aber dennoch mit viel Gefühl in den sulzigen Schnee.
Mit Zwischenrang 9 ist sie zufrieden – insgeheim weiss sie aber, dass noch mehr möglich ist. Die Pause vor dem Entscheidungsdurchgang nutzt die Kombi-Weltmeisterin, um sich zu regenerieren. Etwas zwischen die Zähne gibt es aber kaum. «Stimmt. Ich habe nur einen Regenerations-Shake getrunken. Das Essen kam sehr spät, ich konnte nur noch wenig zu mir nehmen.»
Nicht gut aufgestanden und kaum etwas zu essen. Und dann noch das: Ein zweiter Lauf, der ihr nicht entgegenkommt, weil er von Lara Guts Vater Pauli ultraschnell und wenig drehend gesteckt ist. Früher hätte das in der Summe wohl gereicht, um Wendy aus dem Konzept zu bringen. Doch diese Zeiten sind längst vorbei! Holdener fährt entfesselt auf Platz 4 – so gut war sie im Riesenslalom noch gar nie. «Ich war mutig und habe angegriffen, obwohl ich am Limit war. So wohl wie momentan habe ich mich im Riesenslalom noch gar nie gefühlt. Super!»
Übrigens: Nicht nur Wendy trotzt den Widrigkeiten. Auch Mikaela Shiffrin, die ihren 39. Weltcupsieg feiert, lässt sich nicht beirren. Trotz mehrerer «Kotz-Attacken» vor dem Rennen ist sie hellwach, als es zählt. «Mika» und Wendy beweisen damit einmal mehr: Ausreden gibt es nicht – zumindest nicht für sie.
Verfolgen Sie den 1. Lauf des Frauen-Saloms von Kranjska Gora ab 09.20 live auf BLICK im Ticker und Stream.