Als Gino Caviezel (26) seine ersten Kinderrennen bestritten hat, wurde der Skisport von Hermann Maier, Alberto Tomba oder Mike von Grünigen geprägt. Während seine Jahrgänger diesen Heros nachgeeifert haben, hatte Gino ein ganz anderes Vorbild: Sein vier Jahre älteren Bruder Mauro. «Mein Bruder war für mich immer der Grösste, ich wollte auf der Piste immer genau wie Mauro fahren.»
Das erste Ausrufezeichen auf der allerhöchsten Stufe hat dann aber der jüngere Caviezel gesetzt! Mauro laborierte 2013 einmal mehr an einer Verletzung, als der damals 20-jährige Gino beim Weltcup-Riesen in Adelboden völlig überraschend Elfter wurde. 2014 fuhr er im Riesenslalom von Alta Badia im Weltcup erstmals in die Top-Ten.
«Jetzt brauchts ein Top-Ergebnis»
Doch spätestens seit Mauro 2017 bei der WM in St. Moritz die Bronzemedaille in der Kombination gewonnen hat, ist der Ältere auch sportlich die Nummer 1 in der Familie. Und nachdem Mauro in Beaver Creek innerhalb von 24 Stunden zweimal Zweiter wurde, erklärt Gino vor dem heutigen Riesenslalom mit einem breiten Grinsen im Gesicht: «Nun muss auch ich ein Top-Ergebnis abliefern, ansonsten habe ich bei uns zu Hause gar nichts mehr zu melden.»
Und gemäss Swiss Ski-Riesenslalom-Trainer Willi Dettling liegt für Gino ein sehr gutes Ergebnis heute tatsächlich in Reichweite: «Seit er nach der letzten Saison auf Dynastar-Ski gewechselt hat, fährt Gino viel konstanter und mit viel mehr Selbstvertrauen. In den letzten teaminteren Trainingseinheiten hier in den USA fuhr er ähnlich stark wie Loic Meillard.» Die Erfolge von Big Brother Mauro dürften Gino tatsächlich zusätzlichen Antrieb verleihen.