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3 Rennen in 4 Tagen
Die Stunde unserer Riesen

Spätestens seit dem letzten Riesen in Val-d’Isère weiss es die ganze Ski-Welt – Loic Meillard (Rang 5) und Marco Odermatt (7.) haben gigantisches Potenzial. SonntagsBlick verrät vor dem Riesenslalom in Alta Badia, was die jungen Schweizer so riesig macht.
Publiziert: 16.12.2018 um 08:24 Uhr
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Unserer Riesen mit dem Riesen-Potenzial.
Foto: Sven Thomann
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Marcel W. PerrenReporter Sport

Ihr Riesen-Umfeld

Meillard: Loic ist 14, als er mit seinen Liebsten von Neuenburg nach Hérémence in die Gegend mit der berühmten Staumauer Grand Dixence zügelt. Das sportliche Talent erben Loic und seiner derzeit verletzte Schwester Melanie von Vater Jacques, der 1994 mit einer Geschwindigkeit von 213 k/mh Schweizer Speed-Skiing-Geschichte geschrieben hat.

Odermatt: Der 183 cm grosse Modellathlet mit Maturabschluss wächst mit seiner Schwester Alina in einem wohlbehüteten Elternhaus am Buochser Kirchenrain auf. Papa Walti verdient sein Geld als Bauingenieur. Der dreifache Slalom-Juniorenweltmeister Reto Schmidiger (26) ist zwar mit den Odermatts nicht Blutsverwandt, trotzdem ist er für Marco wie ein grosser Bruder. Hintergrund: Schmidiger war bei der Hochzeit von Marcos Eltern als Blumenkind im Einsatz und gehört seitdem zu den Stammgästen im Hause Odermatt.

Ihr Riesen-Einstand

Odermatt: Als frischgebackener Junioren-Weltmeister im Riesenslalom darf der Buochser im März 2016 anlässlich vom Final in St. Moritz erstmals im Weltcup starten. Der damals 19-Jährige belegt in der Endabrechnung den 22. Rang. Sieben Monate später verblüfft «Odi» beim Riesen in Sölden mit dem zwölften Rang im ersten Durchgang. Im Schlussklassement klassiert er sich auf dem 17. Platz. Zum Vergleich: Superstar Marcel Hirscher hat für seine erste Top-20-Platzierung im Weltcup vier Anläufe benötigt.Meillard: Auch der in Neuenburg geborene Unterwalliser debütiert mit 19. im Weltcup – beim Riesen-Klassiker in Adelboden verpasst er im Januar 2015 die Quali für den zweiten Lauf aber deutlich. Die ersten Punkte fährt Loic in seinem neunten Weltcup-Einsatz als 27 in Hinterstoder (Ö) ein. Eine Woche danach bejubelt er in Kranjska Gora (Slo) als Achter seinen ersten Top-Ten-Rang auf höchster Stufe.

Ihr Riesen-Frust

Odermatt: Nach dem starken Saisonauftakt in Sölden darf Marco von einem Einsatz bei der Heim-WM 2017 in St. Moritz träumen. Doch knapp vier Wochen vor der Eröffnungs-Zeremonie im Engadin erleidet er bei einem Europa-Cup Einsatz in Val-d’Isère einen Meniskusschaden.

Meillard: Im Dezember 2015 scheint sich Loic auf der Gran Risa in Alta Badia erstmals für einen Final-Lauf im Weltcup zu qualifizieren – bei der letzten Zwischenzeit liegt er an 16. Stelle! Doch dann passiert das unfassbare: Meillard verpasst das allerletzte Tor! „Die anschliessende Autofahrt zurück ins Wallis war besonders schlimm, ich habe mich auf dem Beifahrersitz sechs Stunden lang über dieses Malheur geärgert.“ Im Jahr danach hat er sich in Alta Badia den Meniskus beschädigt. Kann sich Loic heute mit der Gran-Risa versöhnen?

Ihr Riesen-Vorbild

Odermatt: Als Bub schaut Marco zum grossen Didier Cuche hinauf. «Beim Silvano Beltrametti-Rennen auf der Lenzerheide wird der Sieger nicht mit einem Zinnbecher, sondern mit ein Skitag mit Didier Cuche belohnt. Weil ich bei diesem Rennen drei Mal triumphiert habe, durfte ich mehrmals mit meinem riesigen Idol auf die Piste. Und Didier hat mir auf dem Bügellift viele wertvolle Tipps gegeben.»

Meillard: Carlo Janka spielt in Loics Entwicklung eine zentrale Rolle. «Ich war 12, als Carlo 2009 Weltmeister im Riesenslalom wurde. Damals habe ich in meinem Elternhaus vor lauter Freude fast den Fernseher abgeküsst. Und als ich ein paar Jahre selber in den Weltcup kam, war ich im ersten Jahr in derselben Trainingsgruppe wie Janka. Er hat mir den Einstieg mit seiner kollegialen Art damals sehr erleichtert, zumal er auch noch wie ich Rossignol-Ski fährt.»

Ihr Riesen-Trainer

Loic und Marco werden von Helmut Krug gecoacht. Bevor der Österreicher vor vier Jahren Riesenslalom-Chef bei Swiss Ski wurde, hat er unter anderen grosse Erfolge als Trainer bei den Schweden gefeiert.

Ihre Riesen-Liebe

Meillard: Der Romand hat seit fast drei Jahren eine starke Affinität zu Norwegen – seine Freundin Rikke Tviberg stammt aus dem Land der Elche. Die Brünette hat selber ein paar FIS-Rennen bestritten. Aber im Frühling 2017 hat die 22-Jährige nach ihrem Riesenslalom-Out bei den norwegischen Meisterschaften ihren Rücktritt erklärt.Odermatt: Marco ist derzeit Single. Besonders ausgeprägt ist dafür seine Heimat-Liebe: Er fährt trotz lukrativen Angeboten von Giganten aus dem Ausland einen Innerschweizer Stöckli-Ski und verbringt jede freie Minute mit seinen Kumpels im Kanton Nidwalden und spricht einen entsprechend urchigen Dialekt. Odermatts liebste Redewendung auf Nidwaldnerisch: «Äs isch nid deis, äs isch nid meis – äs isch em Matheis seis...»

Ihre Riesen-Leidenschaft

Meillard: Der gelernte Bankkaufmann und Gelegenheits-Börsianer macht praktisch keinen Schritt ohne seine Foto-Kamera. Mit seinen gekonnten Schnappschüssen füttert er nicht nur seine Instagram-Seite. Seit diesem Winter hat Meillard auf blick.ch die Rubrik «Loics Bild der Woche».

Odermatt: Der fünffache Junioren-Weltmeister fährt auch auf Wassersport und Fussball ab. Er ist Anhänger vom FC Luzern. Und wenn die Schweizer Nati wie im vergangenen Jahr gegen Nordirland ein kapitales Quali bestreitet, geht Odermatt im Stadion besonders leidenschaftlich ab...

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Hirscher-Demonstration in Alta Badia
Odermatt wirft Podestplatz weg

Schade! Marco Odermatt (21) liebäugelt im Riesenslalom nach einem sackstarken ersten Lauf mit einem Podestplatz, scheidet dann aber aus. Es gewinnt – wie immer in Alta Badia – Marcel Hirscher.
Publiziert: 16.12.2018 um 13:04 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2018 um 15:52 Uhr
Hier verschenkt Odermatt seinen Podestplatz
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Zu viel riskiert:Hier verschenkt Odermatt seinen Podestplatz

Das Podest
1. Marcel Hirscher
2. Thomas Fanara +2,53
3. Alexis Pinturault +2,69

8. Loic Meillard +3,31
9. Thomas Tumler +3,33
15. Gino Caviezel +3,79
22. Elia Zurbriggen +4,57

Marcel Hirscher fährt in einer anderen Liga
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Vier Schweizer in den Punkten:Marcel Hirscher fährt in einer anderen Liga

Die Schweizer
Marco Odermatt verblüfft alle mit einem sackstarken ersten Lauf – Platz drei mit Startnummer 27. In Durchgang zwei riskiert der Junioren-Weltmeister trotz neun Zehntel Vorsprung auf den führenden Thomas Fanara erneut viel – zu viel. Er rutscht weg und verspielt damit den möglichen Podestplatz. Bester Schweizer ist damit erneut Teamleader Loic Meillard (8.). Dem Walliser gelingt nach dem verbremsten ersten Durchgang eine Steigerung. «Natürlich wäre mehr möglich gewesen», resümiert er.  Die Jagd aufs erste Riesen-Podest geht kommende Woche weiter. Zweite Kraft in einem breiten Riesen-Team ist Thomas Tumler als Neunter. «Unten ist mir die Kraft ausgegangen. Aber ich nehme das Resultat mit. Es ist immerhin mein zweitbestes nach Platz drei in Beaver Creek», sagt Tumler zu «SRF». Gino Caviezel (15.) begeht einen groben Schnitzer. Er kann – ebenso wie Elia Zurbriggen (22.) – die gute Vorlage aus dem ersten Durchgang nicht nutzen.

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Marco Odermatt scheidet nach einem starken ersten Lauf aus.
Foto: Sven Thomann

So lief das Rennen: Die Gran Risa bleibt das Wohnzimmer von Marcel Hirscher. Der Österreicher demütigt die Konkurrenz mit zwei absoluten Traumläufen. Er pulverisiert den Rekordvorsprung auf der selektiven Piste auf unglaubliche 2,53 Sekunden. Es ist sein sechster Sieg in Alta Badia in Serie und sein 61. im Weltcup überhaupt. Da können auch die Schweizer Ski-Fans nur den Hut ziehen! Flankiert wird er auf dem Podest vom Franzosen-Duo Fanara und Pinturault. 

Die Bedingungen: Bewölkter Himmel über den Dolomiten. Die vielleicht schwierigste Riesenslalom-Piste der Welt präsentiert sich nicht so eisig wie auch schon.

So gehts weiter: Schon am Montag steigt in Alta Badia noch ein Parallel-Riesenslalom. Am Mittwoch müssen die Cracks in Saalbach (Ö) wieder im klassischen Riesen ran. (cmü) 

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