Zufriedenheit sieht anders aus! Rang 14 zum Saisonauftakt entspricht nicht dem Wunsch von Lara Gut. Die 27-Jährige bleibt aber kämpferisch. «Ich weiss, woran ich arbeiten muss. Ich muss es akzeptieren. Es bringt doch nichts, mich aufzuregen und nur zu sagen: ‹Das war Mist.›» Tatsächlich zeigt Gut starke Ansätze, im flachen Schlussabschnitt beispielsweise fährt sie im zweiten Durchgang die zweitschnellste Zeit von allen. «Ich will wieder vorne mitmischen. Aber diesmal hatte ich Mühe. Das war kein Spass», sagt sie.
Ebenfalls kein Spass macht es Gut, ihren Doku-Film zu sehen. Auch heute nicht, bei der Vorpremiere ab 18 Uhr im Kino Riffraff in Zürich. «Es tut weh. Denn ich sehe, wie ich gelitten habe in der Zeit vor meinem Unfall. Und ich merke, wie schwer alles war.» Sie habe links und rechts gekämpft, sich aber letztlich alleine gefühlt – auch dann, wenn sie von ihren Liebsten umgeben war.
Der Unfall hat die Person Lara Gut völlig verändert
Gut fühlt sich trotzdem meilenweit von der Zeit vor ihrem Unfall entfernt. «Ich bin nicht mehr die gleiche Person, bin weit weg von dieser Situation.» Und doch gibt es jemanden, den sie – auch nach dem Kreuzbandriss – im Film vermisst: Valon Behrami. «Er ist mein Mensch. Ich sehe, wie gut er mir tut und wie viel leichter alles mit ihm geht», so Gut über ihren Ehemann. Da die beiden erst im Dezember 2017 zusammenkamen, wird der Fussballprofi nur am Schluss des Films erwähnt.
Gut kann sich vorstellen, dass der Film für sie eines Tages als Verarbeitungsprozess dienen könnte. «Aber dafür ist es noch zu früh, alles ist zu nah. Wenn ich meine Karriere beende, wird das vielleicht der Fall sein.»
Besonders wichtig ist der Tessinerin, dass im Film ein authentisches Bild von ihr transportiert wird. «Die Zuschauer sollen sehen, wie verletzlich wir Spitzensportler sind. Man redet oft, vor allem zu Beginn der Karriere, von Partys und solchen Dingen. Aber andere Werte sind wichtiger», sagt sie und denkt dabei an ihre Familie. Letztlich gibt Gut offen zu: «Ich hatte mich als Mensch ein wenig verloren.» Darum geht es im Streifen. Und darüber, wie Gut wieder das innere Gleichgewicht fand. Auch wenn es sie schmerzt, sich selbst auf der Leinwand zu sehen.