Lara Gut nach der Premiere
«Valon und ich haben den Film zusammen geschaut»

«Looking for Sunshine» dokumentiert die Zeit vor und nach Lara Guts verheerendem Kreuzbandriss. Der private Einblick in ihre Welt beeindruckt – egal wie man zu Gut steht.
Publiziert: 28.10.2018 um 22:02 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2018 um 23:15 Uhr
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«Valon und ich haben den Film zusammen geschaut»
2:20
Lara Gut nach der Premiere:«Valon und ich haben den Film zusammen geschaut»
Mathias Germann

«Mein Leben ist viel schöner, seit er dabei ist», sagt Lara Gut zu BLICK nach der Premiere ihres Films. Damit meint sie natürlich ihren Ehemann, Valon Behrami. Die Skifahrerin hat den Film gemeinsam mit ihm geschaut und damit auch nochmals ihre Leidenszeit durchlebt, wie auch die schönen Momente, seit Valon an ihrer Seite ist.

Der Fahrfehler, der Schmerz, der Schrei. Innert weniger Momente platzt am 10. Februar 2017 Lara Guts Traum von einer WM-Goldmedaille in St. Moritz. In ihrem linken Knie ist fast alles kaputt, was kaputt sein kann. Gut sagt rückblickend: «Die drei Sekunden nach dem Kreuzbandriss waren der schönste Moment des ganzen Winters.» Eine verstörende Aussage. Und gerade deshalb packend.

Der 90-Minuten-Dokumentarfilm über eine der talentiertesten und auch kontroversesten Skifahrerinnen, welche die Schweiz je hatte, trägt den Namen «Looking for Sunshine». Und genau darum geht es: Um die Suche nach dem Sonnenschein. Nicht im wörtlichen, sondern im übertragenen Sinn.

Regisseur Niccolo Castelli: «Die WM in St. Moritz sollte der krönenden Abschluss des Films sein. Lara mit der WM-Goldmedaille. Daraus wurde nichts. Doch so tragisch ihr Schicksal war, für den Film war es eine enorm spannende Wendung. Ich fragte Lara, ob ich noch ein Jahr länger weiter drehen dürfte. Sie war einverstanden.»

Der Film zeigt auch Bilder von Lara Gut als Privatperson.
Foto: ZVG

Über 200 Stunden Filmmaterial sammelte Castelli an. Sein Ziel: Ein möglichst authentischer Einblick in Guts Leben als Sportlerin, vor allem aber in ihr Leben als Privatperson. Ohne Interpretation oder gestellte Szenen. «Auch auf Interviews haben wir bewusst verzichtet.»

Tatsächlich gibt es auch keine Off-Stimme, welche den Zuschauer durch Laras Lebensabschnitt führt. Nur sie selbst spricht – rückblickend – einige Male über ihrer Rekonvaleszenz-Phase. Und sagt: «Das letzte Mal, als ich mich als Mensch fühlte, war ich 18.»

Zuschauer, die nichts über Guts Werdegang wissen, dürften eine «führende Hand» vermissen. Für alle andere ist die Absenz von Off-Stimmen und Interviews eine Wohltat.

Regisseur ist überzeugt: Ohne Unfall wäre Gut nun nicht mit Behrami liiert

Die Bilder sind auch so stark genug. Die Dramaturgie entsteht durch den Kontrast der privaten Aufnahmen aus Laras Kindheit und der «Aktualität». Auch ist man hautnah dabei, als Lara bei einer Sprungübung in der Turnhalle auf einer Stange ausrutscht und auf den Boden knallt. Obwohl sie weinend daliegt, geht niemand zu ihr. Ob Bruder, Vater oder Physio – sie alle wissen: Lara will mit ihrem Schmerz alleine sein.

Das ist alles vor ihrem St.-Moritz-Unfall. Man sieht in dem Film, wie Laras Freude im Lauf der Jahre Schritt für Schritt erlischt. «Als Kind war Lara sehr glücklich. Einmal im Weltcup angekommen, verlor sie aber langsam ihre Freude und Spontanität», beschreibt Castelli.

Erst nach der Verletzung findet Gut ihr Glück wieder. Wer daran Schuld trägt? Der Film erhebt keinen Anspruch darauf, eine Antwort zu finden. Castelli: «Ich habe mir in der ersten Phase der Dreharbeiten Sorgen um Lara gemacht. Aber wer bin ich, um ihr einen Rat zu geben? Unmittelbar vor der WM wurde der Druck riesig, Lara war ja nach einem Sturz verletzt. Doch sie hat nie Stopp gesagt. Im Nachhinein ist es einfach zu reden. Aber ganz ehrlich, ich war nicht erstaunt über den Unfall.» Heute ist Gut eine andere Frau als vor dem Unfall. «Sie sagt nur noch die Wahrheit. Sie will sein, wie sie ist», meint Castelli.

Dass sie letzte Woche Knall auf Fall ihren Twitter- und Instagram-Account löschte, überrascht nur auf den ersten Blick. Denn die Tessinerin macht je länger je mehr das, was sie für richtig hält – egal, was andere meinen. Castelli ist überzeugt, dass ohne den Unfall Lara jetzt nicht mit Valon Behrami liiert wäre. «In jenem Moment hat sie Platz gefunden für die Liebe. Dass ich ihre Reise und Entwicklung vom Mädchen zur Frau begleiten durfte, ist nur etwas: schön.»

«Looking for Sunshine» feiert am Montag 29.10 um 20.15 Uhr im Kino Rex Thun mit Bruno Kernen und Christoph Kunz und am Freitag 2.November um 20.15 im CineClub, Bern mit Bernhard Russi Premiere.

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