Karl Frehsner glaubt nicht an Männer-Duell
«So blöd ist Vonn nicht»

Lindsey Vonn will gegen Männer fahren. Karl Frehsner hält nichts davon. Und schlägt vor: «Warum nicht alle gegen alle?»
Publiziert: 12.10.2017 um 19:02 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:26 Uhr
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Karl Frehsner findet klare Worte zum Vorschlag von Lindsey Vonn.
Foto: freshfocus
Mathias Germann

Auf Männerski fährt Lindsey Vonn schon lange. Mehr denn je will sie aber auch gegen die Männer selbst antreten. Ihr Ziel: Der Geschlechter-Kampf soll 2018 auf der Abfahrt in Lake Louise stattfinden. Für den Schweizer Frauen-Cheftrainer Hans Flatscher ist das nur etwas: «Ein Kasperlitheater.» Dieser Meinung ist auch Österreich-Boss Andi Puelacher. Er sagt: «Damit machen wir uns lächerlich.»

Der Weltskiverband FIS lässt sich von solchen Aussagen nicht beeindrucken, er prüft den Antrag des US-Skiverbandes. Karl Frehsner kann das nicht verstehen. Das machte er zuletzt an der FIS-Sitzung in Zürich deutlich. «Ich habe mir dabei gewaltig die Finger verbrannt», sagt er. Im Gespräch will er nicht darauf eingehen. Zunächst. Letztlich ist es aber klar, was er meint. «Gewisse Dinge kann man nicht vergleichen. Warum boxt eine Frau nicht gegen einen Mann?», fragt er rhetorisch. 

Die 78-jährige Trainer-Legende hat allerdings keine Scheuklappen. So schlug er der FIS vor: «Wenn ihr ein Duell Frauen gegen Männer wollt, macht doch ein gemeinsames Rennen am gleichen Ort. Sie könnten abwechslungsweise starten.» Ideal wäre dies am Weltcup-Finale, wenn pro Disziplin knapp 30 Athletinnen und Athleten startberechtigt sind und die Pisten traditionell etwas kürzer und weniger brutal daherkommen. «Es wäre das Allereinfachste. Anders geht es nicht, es gibt sonst keine gescheite Lösung.»

Als Cheftrainer führte Frehsner einst Leute wie Pirmin Zurbriggen, Peter Müller und Renate Götschl an die Weltspitze. Und er war Berater von Lara Gut. Auch heute noch ist sein Knowhow gefragt. Vonn hätte allerdings wenig Freude an seiner Einschätzung. «Sie erklärte, dass sie gegen Männer fahren will. Doch dann machte sie einen Riesenfehler», erklärt Frehsner. Welchen? «In einem Nebensatz meinte sie: ‹Und wer von den Männern langsamer ist, werde ich richtig auslachen.› Das ist eine Frechheit. Sie hätte es ja auch nicht gerne, wenn man sie lächerlich macht.» 

Frehsner glaubt an Vonn

Um es klar zu stellen: «Der Eiserne Karl» traut Vonn im Duell gegen Männer viel zu. Zumindest auf ihrer Lieblingspiste in Lake Louise (Ka), wo sie schon 18 Mal zuorberst auf dem Podest stand. «Sie wäre bei weitem nicht die Letzte. Da hätte es 20 Herren dabei, die langsamer wären. Aber was heisst das schon? Um einen echten Vergleich zu haben, müsste Vonn alle Männer-Rennen fahren.»

«Sie wird dazu gedrängt»

Letztlich glaubt Frehsner nicht, dass die Idee des Geschlechterkampfs von Vonn selbst stammt. «Sie wird auch dazu gedrängt», sagt er. «Es gibt einfach Leute, die sagen, dass dies wichtig sei. Das ist der Ursprung.» Ein PR-Gag also? Frehsner will es nicht weiter ausführen, sagt aber: «Lindsey kann sich ja auch im Training mit den US-Abfahrern messen. Auch da werden Zeiten gestoppt!»

Die Krux ist, dass die 77-fache Weltcupsieserin die grosse Öffentlichkeit sucht. Sie will eine Show. Ob sie allerdings tatsächlich zum Rennen starten würde, sollte die FIS den Antrag gutheissen, stellt Frehsner in Frage. «Dann könnte sie nicht bei den Frauen-Rennen in Lake Louise starten. So blöd ist Vonn nicht, dass sie dies tun würde.»

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