Janka über gehörlosen Vorfahrer
«Mein wahrer Lauberhorn-Held»

Für Carlo Janka ist der gehörlose Philipp Steiner ein echter Lauberhorn-Held.
Publiziert: 13.01.2017 um 08:11 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2018 um 11:33 Uhr
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Zwei Sieger: Carlo Janka und Philipp Steiner gestern bei ihrem Treffen im Schweizer Teamhotel.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Marcel W. Perren (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Unterkühlt, einsilbig und furztrocken – dieses Bild haben viele TV-Zuschauer von Carlo Janka. Doch abseits der Kameras taut der «Iceman» im vertrauten Kreis auf. Es gibt im Ski-Zirkus nicht viele, die in gemütlichen Runden derart witzige Pointen kreieren können wie Janka. Und wer den Obersaxer nicht nur von Interviews kennt, wird bestätigen können, dass der letzte Schweizer Gesamtweltcupsieger ein riesengrosses Herz hat.

Der Emmentaler Philipp Steiner gehört zu den Menschen, die schon öfters in den Genuss von Jankas Herzlichkeit kommen. Steiner ist seit seiner Geburt gehörlos, der gebürtige Konolfinger hat trotzdem eine beeindruckende Ski-Karriere bewerkstelligt. 2013 gewann der 27-jährige Sanitär-Monteur bei der Gehörlosen-WM Gold in Abfahrt, Super-G, Riesenslalom und in der Kombination. 2015 triumphierte er bei den Deaflympics (den Olympischen Spielen für Hörbehinderte) mit Abfahrtsgold.

Die ganz grossen Highlights hat Steiner aber am Lauberhorn erlebt. Auf der längsten Abfahrt der Welt durfte er schon neun Mal als Vorfahrer antreten. Und dabei hat Philipp mit Janka besonders gute Erfahrungen gemacht: «Carlo war von Anfang an besonders nett zu mir. Und vor den Deaf­lympics hat er mir seinen Renndress geschenkt, mit dem ich dann auch die Goldmedaille gewonnen habe. Carlo ist ein grossartiger Rennfahrer und Mensch, der mir mit seinen Ratschlägen schon geholfen hat, aus tiefen mentalen Löchern hinauszukommen.»

Auch in den letzten Wochen war Philipp ziemlich niedergeschlagen. Wegen einem Kreuzband-Anriss musste er bei seinem Vorfahrer-Coach Karl Frehsner Forfait fürs Spektakel am Lauberhorn geben.

Doch seit gestern ist Philipps Welt wieder in Ordnung – Janka hat ihn vor seinem heutigen Einsatz in der Kombination zu einem Drink am Kaminfeuer vom Schweizer Mannschaftshotel Belvedere eingeladen.

«Philipp ist für mich ein echter Lauberhorn-Held», schwärmt Janka. «Trotz seiner Behinderung hat er als Vorfahrer meistens nicht mehr als sieben Sekunden auf die Bestzeiten verloren. Für mich ist es absolut unvorstellbar, wie man ohne zu hören so schnell das Lauberhorn hinunterdonnern kann. Schliesslich ist das Gehör so wichtig, damit man auf den Ski das richtige Gleichgewicht findet.»

Steiners Biografie hilft Janka, um mit den eigenen, vergleichsweise kleinen Handicaps zurechtzukommen.

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