Nicol Delago strahlt. Das ist an sich nichts Neues, die 22-jährige Italienerin ist fast immer gut drauf. Und doch ist ihre Fröhlichkeit in diesen Tagen noch etwas ansteckender als sonst. Warum? «Weil sich für mich ein Traum erfüllt. Und zwar ein Traum, den ich nie für möglich gehalten hätte», sagt die Speed-Newcomerin.
Konkret: Weil die abgesagten Rennen von Val d’Isère (Fr) nach Gröden (It) vergeben wurde, stehen am Dienstag eine Abfahrt und am Mittwoch ein Super-G auf dem Programm. Delago kommt dadurch in den Genuss eines Heimvorteils, wie er grösser nicht sein könnte.
«Ich kenne jede Welle»
Delago stammt aus Selva di Val Gardena, das Haus ihrer Familie steht gleich neben der Saslong. «Stimmt, ich wuchs gleich daneben auf», so die 22-Jährige, die in Lake Louise (Ka) mit Rang 5 in der Abfahrt ihre erste grosse Weltcup-Visitenkarte abgab.
Dazu kommt, dass Delago schon als Kind ständig auf dem legendären Hang, der bei den Profis sonst nur für die Männer reserviert ist, herumkurvte. «Ich kenne jede Welle», gibt Delago zu. «Aber ob das ein Vorteil ist, wird sich zeigen.»
Michelle Gisin (25) ist genau davon überzeugt. Schon in St. Moritz GR vor zehn Tagen sagte sie: «Passt auf Nicol auf. Die ist ganz heiss für Gröden. Und sie hat Raketen unter den Füssen.» Tatsächlich funktionierten die Atomic-Ski bislang auch in den Speed-Disziplinen gut, was nicht zuletzt Mikaela Shiffrin (23) mit zwei Super-G-Siegen demonstrierte.
Delago, die früher ein grosser Fan von Janica Kostelic (Kro) war, nimmt das Kompliment Gisins gerne entgegen. Aber sie wirkt dabei auch verlegen: «Es ist sehr nett von ihr. Michelle ist sowieso ein super Mensch, immer nett. Dass sie als Olympiasiegerin so etwas über mich sagt, macht mich stolz.»