Es herrscht Betriebsamkeit in den Stallgängen am CSI Basel. Man hört Pferde wiehern und schnauben, nachdem sie in ihre Boxen und wenig später zur tierärztlichen Untersuchung gebracht werden. Ein wöchentliches Ritual. Eigentlich auch für Walter Gabathuler. Der 62-jährige Springreiter war nie ganz weg aus dem Turnierzirkus, 1990 aber trat er von der internationalen Bühne ab. Nicht ganz unfreiwillig, ihm fehlten Spitzenpferde, um ganz vorne mithalten zu können.
Nun, 27 Jahre später, will es Gabathuler nochmals wissen. Während andere Männer in seinem Alter über den Ruhestand nachdenken, denkt der Aargauer über die Feinabstimmung mit seiner Stute Fine Fleur du Marais (12) nach. Sie verdankt er Mäzen Thomas Straumann, der Basler Unternehmer zählt laut «Bilanz» zu den 140 reichsten Schweizern.
«Das Feuer brennt noch»
Straumann ermöglicht Gabathuler dieses Comeback auf höchstem Turnierniveau. «Ich erlebe gerade meinen zweiten Frühling», so Gabathuler, «das Feuer brennt noch.» Seit fünf Monaten ist er bei ihm als Bereiter angestellt auf dem Hofgut Kaltenherberge bei Kandern (De). Den heimischen Pensionsstall in Wallbach AG führt seine Frau Rosmarie (63) seither alleine.
Vier Pferde stellt Straumann dem fünffachen Schweizer Meister der 70er-Jahre zur Verfügung. Fine Fleur ist die aktuelle Hoffnungsträgerin, weil sie ihre Klasse schon bewiesen hat. An Olympia in Rio sass der für die Ukraine reitende Brasilianer Cassio Rivetti (36) in ihrem Sattel.
Olympische Spiele, ja die ritt Gabathuler auch schon für die Schweiz. 1988 in Seoul, wo er mit der Equipe auf den 7. Platz sprang. Olympia 2020 in Tokio nimmt der einstige Weltklassereiter in den Fokus. «Wenn man eine solche Entscheidung trifft, muss man sich auch ein Ziel setzen, auch wenn es ein ambitioniertes ist», sagt Gabathuler, und sattelt die Schimmelstute für einen ersten Ritt in der St. Jakobshalle, währenddem Pflegerin Manuela das Equipment einräumt.
«Du kannst schon reinfassen, da sind keine Mäuse drin», witzelt der 62-Jährige plötzlich, als die Pflegerin eine Jackett-Hülle mit dem Aufdruck von Spruce Meadows in den Händen hält. «Da ritt ich vor über 30 Jahren.» Und wurde Zweiter.
Der CSI Basel ist aber erst das vierte Turnier mit Fine Fleur, deshalb hat Gabathuler noch keine zu hohen Erwartungen. «Ich gehe mein Comeback langsam an, setze mich nicht unter Druck.» Sich für den grossen Preis vom Sonntag (14.30 Uhr live auf SRF 2) qualifizieren zu können, wäre aber ein Highlight.