Vor einem Monat hätte für Stefan Bissegger alles vorbei sein können. Der Traum von der Strassen-WM 2018 und Olympia 2020.
«Wir wissen nicht genau, wie der Sturz passierte», erzählt das Bahntalent. «Einer von uns berührte die Schaumstoffteile, die unten an der Bahn befestigt sind. Ich war Zweiter, als es knallte.»
«Für Rundfahrten bin ich weniger geeignet»
Der Thurgauer kommt mit Brandwunden davon. Jetzt freut er sich auf das U23-WM-Zeitfahren am Dienstag in Innsbruck. Sein Ziel: die Top 10. Bissegger weiss, dass ihm Erfahrung und Rennhärte fehlen, um auf der Strasse gross rauszukommen. Bis Tokio 2020 konzentriert er sich darum auf den Bahn-Radsport.
Bissegger träumt aber von einer Karriere wie sein Idol Fabian Cancellara. Er will in den Frühjahres-Klassikern und gegen die Uhr brillieren. «Für Rundfahrten bin ich weniger geeignet.» Bissegger ist mit 78 Kilo bei 1,80 Meter Grösse zu schwer. Er wäre gern fünf Kilo leichter.
«Früher nannte man mich Muneli und jetzt Muni»
Letztlich kommt sein Spitzname «Muni» nicht von ungefähr. Bissegger ist für einen Radfahrer eher breit gebaut, hat ein Kreuz wie ein Schwimmer. «Das war schon immer so. Darum nannte man mich früher Muneli und jetzt Muni, weil ich älter geworden bin.»
Nationaltrainer Daniel Gisiger hält grosse Stücke auf ihn. Auch Stefan Küng gibt gern Tipps. Bissegger ist zufrieden mit seiner Entwicklung, nur etwas wurmt ihn: Sein Junioren-WR in der Einerverfolgung wurde kürzlich unterboten. «Aber er hielt immerhin zwei Jahre», sagt er mit einem Lächeln.
Hat er seinen Sturz mental verarbeitet? «Zuerst hatte ich Angst, stand unter Schock. Der ganze Körper tat weh. Aber ich bin bereit für neue, hoffentlich grosse Taten.»
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UPDATE: Bissegger verpasst im WM-Zeitfahren am Montag-Nachmittag knapp die Top-Ten. Der 20-Jährige landet auf Rang 11, er verliert auf die Bestzeit 1:01,90 Minuten. Die Topmarke liefert der Däne Mikkel Bjerg. Der neue Weltmeister dominiert das Rennen in Innsbruck und verweist der Belgier Brent van Moer (+33,47 Sekunden) klar auf den Silber-Platz. Mit Mathias Jörgensen schnappt sich ein zweiter Däne die Bronze-Medaille (+38,30 Sekunden).