Die Nerven liegen im Kybunpark nach dem 1:1 blank. Sion-Keeper Timothy Fayulu und St. Gallens Torschütze Nicolas Lüchinger sind auf dem Platz mittendrin. Danach kommt auch Barthélémy Constantin dazu und Espen-Coach Peter Zeidler. Rudelbildung. Chaos. Schiri Lukas Fähndrich zeigt mehrere Karten – auch der rote Karton ist zu sehen.
Was ist passiert? Lüchinger zu SRF: «Das Spiel war zu Ende, dann haben unsere Fans den Sion-Goalie provoziert. Aber da muss er Klasse bewahren, auch wenn sie nicht ganz fair gewesen sind. Ich habe ihm gesagt, er solle das machen. Und dann kam plötzlich der Rest dazu. Aber es war harmlos. Es gehört halt auch irgendwie dazu.»
Dann kommt Serey Die und unterbricht den St. Galler, er nimmt sich Lüchinger zur Brust. Geladen erklärt der Sion-Spieler: «Es wurden von den St.-Gallen-Fans hinter Fayulu rassistische Dinge gesagt – jetzt weint er. Sie haben Affengeräusche gemacht.» Dies bestätigt wenig später auch Teamkollege Stojilkovic.
Lüchinger erwidert, Rassismus sei ein No-Go. Alles vor laufender SRF-Kamera. «Ich habe nur gesehen, dass Fayulu in Richtung unserer Fans applaudiert hat – und das muss auch nicht sein. Aber ich bin einverstanden, dass rassistische Äusserungen unterste Schublade sind.»
Serey Die schüttelt ihm die Hand. «Ich bin stolz, Afrikaner zu sein», sagt der Sittener. Lüchinger schliesst mit: «Du hast Recht.»
Zum Spiel:
Bereits in der Pause ist Lüchinger mit Emotionen geladen. «Wir sind alle ‹hässig› und müssen aufwachen», sagt er zu SRF. Keine einzige richtige Chance erspielen sich seine St. Galler bis dahin. Sion ist besser, erzielt in Person Grgics ein zurecht aberkanntes Offside-Goal. Doch die Espen kommen wie verwandelt aus der Kabine, spielen mutiger, zielstrebiger – und erfolgreich: Lüchinger lässt seinen Worten Taten folgen und staubt zur Führung ab. Sein erstes Super-League-Tor im 77. Einsatz. Die Freude ist riesig beim letzte Saison vom Verletzungspech heimgesuchten Ostschweizer. Aus Halbzeit-Wut wird Glückseligkeit. Auf dem Weg dorthin ist auch eine Portion Glück dabei: Lüchingers Foul an Stojilkovic im Strafraum wird nicht geahndet, Sion wird ein Penalty verwehrt (siehe: «Das gab zu reden»). St. Gallen ist im Anschluss besser, könnte den Sack zu machen – aber es kommt anders: Joker Guillaume Hoarau köpft Sion in der Nachspielzeit wuchtig zum Ausgleich. Wahnsinn!
Die Tore:
63. Minute 1:0 | Nicolas Lüchinger: Schneller Vorstoss der Espen. Mit vielen schnellen Pässen spielen sie sich in Abschlussposition. Erst pariert Fayulu einen Görtler-Schuss, dann müsste ihn eigentlich Schubert schon machen. Tut er aber nicht. Stattdessen netzt Lüchinger ein.
93. Minute 1:1 | Guillaume Hoarau: Cavaré schlägt in der Nachspielzeit eine Flanke zur Mitte, Hoarau steigt ungestört hoch und nickt wuchtig ein.
Der Beste: Ehre, wem Ehre gebührt. Nicolas Lüchinger (26) für sein erstes Super-League-Tor im 77. Spiel. Und für seine Tränen während des Jubels nach dem 1:0. An einem solchen Tag hast Du halt auch Glück, dass die Refs bei einem klaren Penaltyfoul irgendwie nicht funktionieren…
Der Schlechteste: Birama Ndoye rennt Kevin Bua vor dem Goldenen Espentor um. Manchmal hat der Mann wirklich Orientierungsschwierikeiten vom Feinsten…
Das gab zu reden: Fazliji geht nach einem Grgic-Schuss groggy zu Boden, muss später raus (49.). Doch die Aktion geht weiter und Lüchinger foult Stojilkovic ohne jeden Zweifel im Strafraum. Aber Schiri Fähndrich sieht nichts und VAR San schläft offenbar. Wann bitte soll ein VAR intervenieren, wenn nicht hier? Oder hatte das Unparteiischen-Trio Mitleid mit den Espen, weil Fazliji K.o. war? Der Ref soll gesagt haben, er habe das Spiel bereits unterbrochen. Die TV-Bilder belegen das nicht.
Kybunpark, 11’927 Fans, SR: Fähndrich
St. Gallen: Zigi; Lüchinger, Stergiou, Fazliji, Kempter; Diakité; Görtler, Youan; Ruiz; Besio, Babic.
Sion: Fayulu; Cavaré, Saintini, Ndoye, Marquinhos; Serey Die; Tosetti, Grgic, Baltazar, Bua; Stojilkovic.
Einwechslungen:
St. Gallen: Schubert (46. für Babic), Stillhart (53. für Fazliji), Guillemenot (72. für Besio), Duah (72. für Yoaun), Staubli (79. für Ruiz).
Sion: Zuffi (60. für Grgic), Berdayes (69. für Serey Die), Hoarau (69. für Tosetti), Araz (78. für Baltazar), Theler (78. für Stojilkovic).
Gelb: 43. Ruiz. 53. Grgic. 67. Baltazar. 68. Stillhart. 77. Stojilkovic (alle Foul). 80. Görttler. 94. Walker (beide Reklamieren).
Bemerkungen: St. Gallen ohne Kräuchi (verletzt). – Sion ohne Khasa, Doldur, Iapichino, Martic, Rodrigues, Itaitinga (verletzt). – 73. Lattenschuss Ruiz.
Kybunpark, 11’927 Fans, SR: Fähndrich
St. Gallen: Zigi; Lüchinger, Stergiou, Fazliji, Kempter; Diakité; Görtler, Youan; Ruiz; Besio, Babic.
Sion: Fayulu; Cavaré, Saintini, Ndoye, Marquinhos; Serey Die; Tosetti, Grgic, Baltazar, Bua; Stojilkovic.
Einwechslungen:
St. Gallen: Schubert (46. für Babic), Stillhart (53. für Fazliji), Guillemenot (72. für Besio), Duah (72. für Yoaun), Staubli (79. für Ruiz).
Sion: Zuffi (60. für Grgic), Berdayes (69. für Serey Die), Hoarau (69. für Tosetti), Araz (78. für Baltazar), Theler (78. für Stojilkovic).
Gelb: 43. Ruiz. 53. Grgic. 67. Baltazar. 68. Stillhart. 77. Stojilkovic (alle Foul). 80. Görttler. 94. Walker (beide Reklamieren).
Bemerkungen: St. Gallen ohne Kräuchi (verletzt). – Sion ohne Khasa, Doldur, Iapichino, Martic, Rodrigues, Itaitinga (verletzt). – 73. Lattenschuss Ruiz.
So geht es weiter: St. Gallen empfängt am nächsten Samstag um 18 Uhr den FC Zürich, Sion zweieinhalb Stunden später Lugano.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Luzern | 9 | 6 | 18 | |
2 | FC Zürich | 9 | 6 | 18 | |
3 | FC Lugano | 9 | 5 | 18 | |
4 | Servette FC | 9 | -2 | 17 | |
5 | FC St. Gallen | 9 | 6 | 14 | |
6 | FC Basel | 9 | 7 | 13 | |
7 | FC Sion | 9 | 3 | 12 | |
8 | Yverdon Sport FC | 9 | -5 | 9 | |
9 | Grasshopper Club Zürich | 9 | -4 | 8 | |
10 | FC Lausanne-Sport | 9 | -6 | 8 | |
11 | FC Winterthur | 9 | -10 | 7 | |
12 | BSC Young Boys | 9 | -6 | 6 |