Das Thermometer zeigt 32 Grad an diesem 2. August. FCB-Sportchef Marco Streller trägt das weisse Hemd weit geöffnet. Neben ihm sitzt Marcel Koller im dunklen Anzug mit rot-blauer Krawatte. «Koller ist die Wunschlösung. In unserer Situation brauchen wir einen erfahrenen Trainer, der sofort einsteigen kann», sagt Streller, als er den neuen FCB-Coach an diesem heissen Sommertag vorstellt.
Koller war der Ruf des Wunderwuzzi, des Siebensiechs, vorausgeeilt. Mit Österreichs Nationalteam, das er seit 2011 betreute, hatte Koller nach 18 Jahren wieder einmal eine Endrunde erreicht. 2015 wurde Koller zum Schweizer Trainer des Jahres gewählt. Der SFV hätte ihn nach dem Abgang von Ottmar Hitzfeld 2014 liebend gerne als Schweizer Naticoach verpflichtet. Koller lehnte ab, blieb lieber in Österreich.
Dass Koller an der EM 2016 und auch in der folgenden WM-Qualifikation krachend scheiterte, tat seinem Ruf als Fussballlehrer keinen Abbruch.
Denn geblieben sind auch die Eindrücke aus Deutschland, wo er mit dem VfL Bochum 2006 aufstieg und drei Jahre in der 1. Bundesliga spielte. Und natürlich seine Meistertitel mit St. Gallen (2000) und GC (2003).
Seit vier Monaten und vier Tagen ist Koller nun also Trainer beim FC Basel. Nach dem diskussionslosen 1:3 vom letzten Sonntag gegen YB beträgt der Rückstand auf die Berner sagenhafte 19 Punkte. «Wir wollen den Meisterpokal zurück nach Basel holen», hatte Koller beim Amtsantritt noch gesagt. Vom Titel spricht in Basel längst keiner mehr.
Erst top, dann Flop
Nicht nur das Wetter ist deutlich kühler geworden, auch das Verhältnis zu Sportchef Streller und zur Mannschaft hat sich abgekühlt. Dabei war der Start doch so vielversprechend gewesen. Sieben Spiele in Folge war Koller mit dem FCB ungeschlagen geblieben. Doch dann kam der Bruch: Zuerst das Ausscheiden gegen Apollon Limassol in der Qualifikation zur Europa League, drei Wochen später die Schmach beim 1:7 in Bern gegen YB.
Inzwischen ist Kollers Punkteschnitt in der Super League deutlich schlechter (1,64) als derjenige von Vorgänger Raphael Wicky (1,92). In der Meisterschaft steht der FCB hinter Thun und dem FCZ auf Platz 4.
Aus dem «Wunderwuzzi» Koller ist innerhalb von wenigen Wochen ein ganz gewöhnlicher Trainer geworden.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Servette FC | 28 | 8 | 48 | |
2 | FC Basel | 28 | 26 | 46 | |
3 | FC Lugano | 28 | 5 | 45 | |
4 | FC Luzern | 28 | 5 | 44 | |
5 | BSC Young Boys | 28 | 9 | 43 | |
6 | FC Zürich | 28 | 0 | 42 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 28 | 8 | 40 | |
8 | FC St. Gallen | 28 | 2 | 39 | |
9 | FC Sion | 28 | -6 | 34 | |
10 | Yverdon Sport FC | 28 | -16 | 31 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 28 | -11 | 27 | |
12 | FC Winterthur | 28 | -30 | 20 |